Ich habe aber noch zusätzlich ein freies Norddach...
Nun beobachte ich schon einige Tage die Performance unserer PV-Anlage, mit besonderem Interesse auch die Nordseite. Weil die Belegung der Nordseite eines Steildaches ja eher ungewöhnlicher ist, ist mein Bericht vielleicht interessant und jemand anderem zu etwas nütze.
Es ist Ende Oktober/Anfang November und viele graue Hochnebeltage wechseln sich auch mit leichtem Regen ab, zwischendurch mal auch ein etwas hellerer bis sonniger Tag. Ost, Süd und West ist mit je 6 bis 7 Modulen belegt, Nord mit 16, alles an je einem String an zwei Fronius Symo Gen24 plus Hybrid-Wechselrichtern.
Unser 45° steiles Hausdach ist auch 20° gegen den Uhrzeigersinn gegenüber den Himmelsrichtungen verdreht, Ost ist also eigentlich Ost-Nord-Ost, Nord ist Nord-Nord-West etc. "Unser" Ost ist daher noch einen Ticken schlechter als 100%-ige Ost-Ausrichtungen und Nord sollte dafür im Sommer etwas länger Sonne bekommen als bei reiner Nord-Ausrichtung. Der Horizont liegt relativ günstig auf mittlerer Höhe, Schatten durch Nachbarhäuser oder Bäume kommt nur in den extremen Randstunden vor.
An echt miesen Tagen (also wo man auch tagsüber notwendiger Weise das Licht aufdreht) kommt so gut wie nichts, 200 Watt AC-Einspeiseleistung waren der schlechteste beobachtete Wert um Mittag herum. Ernüchternd, aber stabil. Die schiere Größe der Nordseite ermöglicht immerhin den Start des zugeordneten Wechselrichters, der andere bleibt deaktiviert. Die Einspeisung begann gegen 9.00 Uhr und endete gegen 15.00 Uhr, also grob 1 kWh Energie geerntet.
An durchschnittlich-grauen Hochnebeltagen kann man mit einem kleinen, aber soliden Ertrag rechnen.
Der Unterschied zwischen der oftgelobten Ausrichtung Süd und West und dem eher verschmähten Nord ist nicht bis kaum existent. Bedingt durch die in unserem Fall relativ große Modulanzahl in Nord liefert diese Seite mehr Energie als die eigentlich günstigere Süd und West gemeinsam! Ich sehe tagsüber Leistungen von 1 bis knapp 2 kW insgesamt bei moderater Schwankungsbreite,
alleine die Nordseite liefert davon knapp die Hälfte (!), gemeinsam mit der Ostseite deutlich mehr als die Hälfte. Die Einspeisung begann um 7.30 und endete gegen 16.30 Uhr. Ich denke, dass sich grob 10 kWh daraus ergaben.
An den besseren, aber doch auch bewölkten Tagen mit zwischendurch etwas Sonne ergibt sich ein interessanter Mix. Die Nordseite trägt ähnlich bis sogar etwas mehr als an den durchschnittlich-grauen Hochnebeltagen bei, die günstige Süd- und Westseite überholt mit ihren 13 Modulen bei Sonnendurchbrüchen dann aber die andere Seite mit ihren 22 Modulen doch etwas. Ich sehe tagsüber Gesamtleistungen von 2 bis 3 kW mit ausgeprägten Schwankungen durch die Bewölkung, über den Tag liefern beide Wechselrichter ungefähr dieselbe Energiemenge. Ich schätze insgesamt grob 15 bis 18 kWh Tagesertrag.
An einem Kaiserwetter-Tag schlug die Süd- und Westseite das Ergebnis der Nord- und Ostseite um knapp das Doppelte, ich sehe Werte über 4 kW am 30 Oktober, die Süd- und Westseite performen wie im Bilderbuch,
Ost lieferte -- vorübergehend -- auffällig gut am Morgen, dann überholte die größere Nordseite klar und lieferte wie immer einen überschaubaren, aber auch soliden Sockelbeitrag. Den Gesamtertrag schätze ich auf grob 25 kWh.
Fazit:
- Der Fronius Symo Gen24 plus ist mit seinen 80 V Mindest-Stringspannung auch für kleine Anlagen mit geringer Modulanzahl offenbar eine gute Wahl, da er auch bei kurzen Strings schon bei schwächerer Beleuchtungsstärke aktiv wird.
- Eine größere Modulanzahl an einem String ermöglicht überhaupt erst jede Nutzung auch an ganz schlechten Tagen.
- Die Nordseite zu belegen ist im Sinne der Optimierung auf höhere Autarkie bei reduzierter Wirtschaftlichkeit eine überlegenswerte Option.
- Aufgrund der geringeren Wirtschaftlichkeit ist die Nutzung von Norddächern vor allem im Zuge anderer Arbeiten, die die Grundkosten bereits zu einem hohen Teil abdecken, interessant.
- Übers Jahr bringt eine Nordfläche bei einem 45°-Steildach ca. 50% derselben Südfläche. Nur in den Sommermonaten kommt es zu einer direkten Sonnenbestrahlung und zu relativ hohen Leistungswerten, ansonsten muss man mit kleinen, aber auch recht stabilen Ergebnissen rechnen.
Für mich bin ich mit den Beobachtungen zufrieden. Unser Eigenbedarf müsste im Tagesschnitt zwischen 10 und 15 kWh (Sommer/Winter) liegen, damit kann die PV-Investition unseren Haushalt auch zu dieser "mittelprächtigen Jahreszeit" im Mittel noch versorgen -- so wie es die Berechnungen vorhersagten. Nur im November, Dezember und Jänner sollte der Ertrag nicht mehr ausreichen.