Erfahrungsaustausch zur Wirtschaftlichkeit der Fassadendämmung

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Andreas1956

Andreas1956

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Der Klimaschutz ist ja aktuell ein großes Thema, wobei immer wieder auch die energetische Ertüchtigung der Bestandsbauten ganz vorn mit genannt wird. Im Internet findet man dazu recht gegensätzliche Sichtweisen, ob und wieviel die Wärmedämmung von Fassaden beim Verbrauch von Gas oder Heizöl bringt, teils wird sogar jeder Einspareffekt bestritten, weil die Wärmedämmung im Winter den Eintrag solarer Energie in das Mauerwerk verhindert.

Vielleicht hat der Eine oder Andere von Euch ein Haus und dieses schon mit einer Wärmedämmung der Fassade versehen lassen. Mich interessieren die Erfahrungen damit, konkret zu folgenden Fragen:

- um wieviel geringer wurde dadurch der durchschnittliche Verbrauch an Brennstoff?

- wieviel hat die Dämmung und Verputzung der Fassade gekostet?

- haben sich Nachteile der Wärmedämmung gezeigt (geringerer Tageslichteinfall durch die Fenster dank "Schießscharteneffekt"; Erfordernis häufigeren Fassadenanstrichs; Vogelschäden, usw.)?

- welche Konstruktion der Wärmedämmung habt Ihr dabei gewählt?
 

Hawk

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Ich habe es gerade hinter mir mit der WDVS.
Mein Altbau ist so von ca. 1920. EG, OG und DG, 175m².
Mauerwerk 30cm.
Sep-Okt wurde die Fassade mit 160mm EPS gedämmt, insg. 250m².

Da ich mir meine Heizkosten bzw. den Verbrauch immer notiere, kann ich sagen, dass ich jetzt 50% weniger verbrauche. Vorher hatte ich eine leichte Nachtabsenkung, weil es sonst zu stark auskühlte. Jetzt habe ich von 20.00-04.00 Uhr eine Nachtabschaltung. In der Zeit verliere ich so knapp 1,5-2,0°, auch bei -10°.
Verbrauch vorher ca. 25.000kW/h im Jahr.

Preis komplett mit Fensterbretter(9x) ca. 35.000€.

Nachteile habe ich noch keine feststellen können.
 
Andreas1956

Andreas1956

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Preis komplett mit Fensterbretter(9x) ca. 35.000€.
Vorher hast Du 25.000 kWh pro Jahr verbraucht. Der Verbrauch seit Sept-Okt sank um 50%. Unterstellen wir mal einen Gaspreis von 8 Cent/kWh (ich zahle derzeit unter 5 Cent), so ergäben sich für 25.000 kWh Gaskosten von 2.000 Euro im Jahr. Jetzt begehe ich eine Schweinerei und halbiere das einfach in aller Großzügigkeit mal, Einsparung also 1.000 € im Jahr. Das bedeutet, erst nach 35 Jahren hätte man über das eingesparte Gas die Investition wieder drin, in meinem Alter würde ich es also gar nicht mehr erleben, daß aus roten Zahlen schwarze werden. Und das, obwohl außerhalb der Heizperiode nicht wie jetzt 50% Brennstoff eingespart werden, denn bei der WW-Bereitung spielt die Fassadendämmung keine Rolle. Außerdem sinkt die Ersparnis auch innerhalb der Heizperiode unter 50%, und zwar in den Zeiten mit geringeren Temperaturdifferenzen zwischen innen und außen.

Da meine Außenwände einen U-Wert von rund 0,40 haben, also schon eine vergleichsweise deutlich bessere Wärmedämmung besteht als bei einem Haus von 1920, würde ich vermutlich nicht 50% weniger Gas verbrauchen, sondern vllt. 15% bei Investitionskosten, die eher gegen 40.000 € gehen werden. Ich fürchte eine so eiserne Gesundheit habe ich nicht, um eine Amortisation erleben zu können. ^^

Danke für Deine Mühe. :)
 

Hawk

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35 Jahre? Sollte noch was werden. :)
Für Gas zahle ich aktuell 6,5 Cent. Hat sich zum Glück nur moderat erhöht.
Der U-Wert der Wand beträgt nun 0,18. Das Dach 0,13 und vom Anbau das Flachdach 0,10. Fenster 0,8.

Das Wohlfühlklima hat sich enorm verbessert. Die Fassade war eh fällig. Daher auch gleich dickere Dämmung, zwecks KfW-Förderung.
Da habe ich den Zuschuss beantragt. Als Einzelmaßnahmen bekommt man 20% wieder zurück.
Sind 7000€.
Also hat es am Schluss nur 28.000€ gekostet.
 
Andreas1956

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An der Dämmung der DG-Decke kann man bei meinem Haus nichts mehr verbessern, da liegen 46 cm Glaswolle WLG 032 drauf. ^^

Die Dachschrägen sind noch ein bissel mein Sorgenkind, da dort nur die 1996 üblichen 14 cm Glaswolle eingebaut wurden und ich da nicht ohne Weiteres herankomme (da müßte man das Dach aufnehmen). Bei stärkerem Wind merkt man deutlich, daß man im DG mehr heizen muß, vermutlich bläst der Wind so weit in die Dämmschicht, daß sie einen großen Teil ihrer Wirkung einbüßt. Zu einer Alternative habe ich schon nachgedacht, ob das praktikabel ist, da bin ich mir unsicher.

Hier meine Idee: Zwischensparrendämmung aus alter Glaswolle raus, sehr dicke alukaschierte PUR-Platten so zuschneiden, daß sie etwa 25 mm schmaler sind, als das Gefach und dann die offene Fuge zu den Sparren mit Montageschaum ausfüllen. So sollten die Platten Halt finden und der Montageschaum sollte elastisch genug sein, um übliche Bewegungen im Dachstuhl ohne Risse mitzumachen. Winddichtigkeit wäre dann gegeben, aber das wäre wohl eine sehr ungewöhnliche Form der Zwischensparrendämmung.
 

Hawk

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Montageschaum ist keine Dämmung. Auch schrumpft es mit der Zeit. Somit hättest du vermehrt Konvektion in dem Spalt.
Also keine gute Idee.
 
Andreas1956

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Montageschaum ist keine Dämmung. Auch schrumpft es mit der Zeit. Somit hättest du vermehrt Konvektion in dem Spalt.
Aber damit baut man doch auch Fenster und Türen ein. Ich verwende in der Regel den Pistolenschaum Purlogic Flex von Würth (1K-Pistolenschaum PURLOGIC Flex online kaufen | WÜRTH) , der relativ große Bewegungen mitmachen soll. Behauptet zumindest Würth. Anders als der Schaum aus dem Baumarkt wird das Zeug nicht hart, sondern bleibt elastisch und poorig. Die WLG beträgt 034, das ist zwar etwas schlechter als PUR-Dämmplatten mit ihrer WLG von 023, aber besser als Styropor. Von daher dämmt der PUR-Schaum durchaus.
 

Hawk

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Im Dachstuhl hast du aber Bewegung, was man bei Fenstern nicht hat.
Den Schaum Zweckentfremden kann funktionieren, muß aber nicht.
Dann lieber Mineralfaser 032, funktioniert immer. :)
 
Andreas1956

Andreas1956

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Die letzten Worte des Architekten: Ach, da fällt mir noch was ein!

Man könnte auch über Kompriband nachdenken, wobei das allerdings weder auf sägerauhen Sparren noch auf PUR-Platten anständig kleben wird. Eine Fixierung der PUR-Dämmplatten erscheint mir da eher zweifelhaft.

Dann lieber Mineralfaser 032, funktioniert immer.
Dann habe ich ja weiter das Problem, daß der Wind die Dämmschicht teilweise wirkungslos macht, wenn er in die Fasern bläst und die an sich ruhende Luftschicht zu einer bewegten macht. ;-)
 

Hawk

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Dann soweit dämmen, dass keine Luftschicht entstehen kann, weil immer kontraproduktiv.
 
Andreas1956

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Dann soweit dämmen, dass keine Luftschicht entstehen kann, weil immer kontraproduktiv.
Hier mißverstehen wir uns gerade, denn ich meinte die ruhende Luftschicht innerhalb der Mineralwolledämmschicht. Diese dämmt ja durch den Einschluß von Luft, die sie dadurch "ruhend" stellt. Bläst aber starker Wind, so dringt er auch ein Stück weit in die Mineralfaserstruktur und mindert so deutlich deren Dämmwirkung. Deshalb ja meine Idee, anstelle einer Mineralfaserdämmung eine aus PUR-Platten zu nehmen, in die kann der Wind nicht eindringen, sie behält sogar bei Orkan ihre volle Dämmwirkung.
 

Hawk

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Ok, verstanden. :)
Der Weg ist das Ziel.
 

bummi

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Interessantes Thema, damit beschäftige ich mich auch gerade und wir müssen entscheiden bevor wir die neue Heizung bestellen...
Laut Sanierungsfahrplan werden Heizung, Fassade, Fenster und Dach 200.000 € kosten.
Berechnete Ersparnis 2.000 € im Jahr.. den ROI werde ich also definitv nicht mehr erleben. Meine Kinder auch nicht.
Nochmal 100 Jahre werden die 3 Generationen, die das Haus aktuell bewohnen, nicht erleben. Vermutlich werden wir uns eine kleinere Immobilie suchen wenn die 1. Generation nicht mehr unter uns weilt.

An der Dämmung der DG-Decke kann man bei meinem Haus nichts mehr verbessern, da liegen 46 cm Glaswolle WLG 032 drauf
da geht aber Luft und Wind durch, dann ist die Glaswolle fast unwirksam. Das muss winddicht sein damit es eine Dämmwirkung haben kann.
Isover hat ein YT Video zum Thema "Windschott" in Holzbalkendecken.



Die Dachschrägen sind noch ein bissel mein Sorgenkind, da dort nur die 1996 üblichen 14 cm Glaswolle eingebaut wurden und ich da nicht ohne Weiteres herankomme (da müßte man das Dach aufnehmen).
Es gibt so Säcke, die werden leer zwischen die Sparren geschoben und dann mit Einblasdämmung voll geblasen. Die Säcke bestehen aus Dampfbrems-Material und durch das anlegen beim aufpusten legen die sich exakt an die Sparren an.
Vielleicht wäre das eine Möglichkeit für dich.
 
Andreas1956

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Laut Sanierungsfahrplan werden Heizung, Fassade, Fenster und Dach 200.000 € kosten.
Handelt es sich um das Schloß Bellevue im Berliner Tiergarten?

Es gibt so Säcke, die werden leer zwischen die Sparren geschoben und dann mit Einblasdämmung voll geblasen.
Ja, habe ich schon mal gesehen. Diese Methode eignet sich meines Erachtens aber nur dann, wenn das Gefach noch leer (ungedämmt) ist. Bei meinem Haus sind 200er Sparren verbaut und 140 mm der 200er Gefachhöhe sind bereits durch die alte Glaswolle ausgefüllt. Aufgrund der hier verwendeten Unterspannbahn muß man eine Hinterlüftungsebene von 30 bis 40 mm belassen. Außerdem würde es bauphysikalisch in die Hose gehen, wenn der Diffusionswiderstand im äußeren Bereich einer Dämmschicht zunimmt, denn dann bildet sich an den Säcken garantiert Tauwasser.

Dieser alte Glaswollscheiß müßte am besten ganz raus, schon als ich vor 12 Jahren die DG-Decke nachgedämmt habe, war die alte Glaswolle zu einem brüchigen Etwas mutiert, das keinerlei Elastizität mehr aufwies. Da konnte man mit der Faust einfach ein Loch in die Dämmung drücken, das danach auch blieb. Ich hatte vorher schon davon gelesen, daß Glaswolle nur kurzlebig ist, aber so schlimm habe ich mir das ehrlich gesagt nicht vorgestellt. Das muß man sich vorstellen wie ein dürres kristallines Fasergewirr, das bei Berührung zerbröselt.
 
Andreas1956

Andreas1956

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Wer hat der kann. ^^
 

Nano

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Ich bezweifle, dass Mineralwolle in älteren Gebäuden auch nur ansatzweise noch ihre ursprünglich spezifizierten Dämmwerte aufweist. Unser Zeugs war tlw von Schimmel verfärbt und zusammengebacken.
Ich setze auf ökologische Dämmstoffe wie Holzdämmwolle..........ups, die Bäume dafür kommen ja aus Brasilien :D
 
AxelF

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Da meine Außenwände einen U-Wert von rund 0,40 haben, also schon eine vergleichsweise deutlich bessere Wärmedämmung besteht als bei einem Haus von 1920, würde ich vermutlich nicht 50% weniger Gas verbrauchen, sondern vllt. 15% bei Investitionskosten, die eher gegen 40.000 € gehen werden. Ich fürchte eine so eiserne Gesundheit habe ich nicht, um eine Amortisation erleben zu können. ^^

Danke für Deine Mühe. :)
Die Wirtschaftlichkeit spielt ja eigentlich für die meisten die etwas machen und nicht nur darüber reden gar keine Rolle mehr. Es geht um Leute die das Geld rumliegen haben und was tun wollen. 10% Inflation, explodierende Gas-/Energiepreise wird die Amortisationszeit vielleicht auch halbbieren und dann reden wir von vielleicht 18 Jahren und weniger da kann man dann schon mal darüber nachdenken etwas zu unternehmen. Was mich bei dem ganzen Thema am meisten stört ist das man Mieter, die machen etwa 60% der deutschen Haushalte aus komplett im Stich aber natürlich die Zeche bezahlen läßt.
 
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Vorher hast Du 25.000 kWh pro Jahr verbraucht. Der Verbrauch seit Sept-Okt sank um 50%. Unterstellen wir mal einen Gaspreis von 8 Cent/kWh (ich zahle derzeit unter 5 Cent), so ergäben sich für 25.000 kWh Gaskosten von 2.000 Euro im Jahr.
Wie sieht deine Rechnung aktuell aus?
 
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