Begründung aktuell hohe Pelletpreise??

Diskutiere Begründung aktuell hohe Pelletpreise?? im Holz, Pellets, Biomasse Forum im Bereich Regelungstechnik / Erneuerbare Energien; Einige Hintergrundinfos aus Österreich: https://www.holzkurier.com/energie/2022/06/mehr_produktion_alsverbrauch.html Ein nicht unerheblicher...

Nano

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Einige Hintergrundinfos aus Österreich:

Ein nicht unerheblicher Faktor für den Preisanstieg dürfte auch die verstärkte Verbrennung von Pellets in Kraftwerken sein die vorher mehr Kohle verbrannt haben, was da durchgeht ist enorm.
 
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Einige Hintergrundinfos aus Österreich:

Ein nicht unerheblicher Faktor für den Preisanstieg dürfte auch die verstärkte Verbrennung von Pellets in Kraftwerken sein die vorher mehr Kohle verbrannt haben, was da durchgeht ist enorm.
Ich kennen mich bei Kraftwerken nicht aus, aber finanziell macht es für diese keinen Sinn Pellets zu verbrennen, wenn Holzschnitzel grundsätzlich deutlich billiger sind und ähnlich guten Brenn/Heizwert haben. Pellets würden für Kleinanlagen (5 bis ca. 30kW) „erfunden“, da man bei Kleinanlagen mit Schnitzel nicht so gut zurecht kommt…
 
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Hier noch ein Argumentarium, von einem bekannten A Pelletkesselhersteller von dieser Woche:


Lieber xxx Partner!

Aufgrund der derzeitigen Pelletspreissituation und teilweise sehr verunsicherten Endkunden, informieren wir Sie in diesem Fachpartner-Newsletter über unsere Einschätzung der aktuellen Situation.
1. Der drohende Engpass bei russischem Gas und die explodierenden Energiekosten im Allgemeinen machen uns allen Angst. Schlagzeilen wie „Nur 19°C – so sollen wir die Gaskrise überstehen“ (Tageszeitung Österreich vom 15.7.2022) führen dazu, dass Hausbesitzer für den nächsten Winter, wo immer es möglich ist, bevorraten möchten. Die Nachfrage nach lagerbaren Brennstoffen steigt und somit leider auch der Preis.
2. Zugespitzt hat sich die Situation durch Medienberichte vor rund zwei Wochen über längere Lieferzeiten und höhere Preise von Holzpellets. Es kam in Folge zu einem immens hohen Bestelleingang bei Pelletsanbietern und – wie auch bei Brennholz – zu vermehrten Hamsterkäufen („Das neue Klopapier“), welche die Situation weiter verschärfen. Zeitungsberichte über diese Entwicklung hier:
Der Standard am 15.7.2022
Kleine Zeitung am 15.7.2022
OÖ Nachrichten
3. Es scheint aber nicht generell für das Jahr 2022 zu wenig Pellets in Österreich zu geben. Viel mehr sind die Händler und Produzenten mit den vielen Bestellungen und immens hohen angefragten Mengen in der kurzen Zeit überfordert.
4. Warum auch? Die Datenlage auf Basis der bekannten Zahlen zeichnet ein positives Bild: es werden mehr Pellets in Österreich produziert als verbraucht

Bedarf Bestandskunden: 1,2 Mio. Tonnen
Bedarf neue Pelletsheizungen 2022:
130.000 Tonnen (= 11 % vom Pelletsverbrauch 2021)

Gesamtbedarf heuer: 1,3 Mio. Tonnen
Produktionsmenge Österreich: 1,7 Mio. Tonnen
5. Laut dem Branchenverband proPellets Austria wird die Produktion in Österreich derzeit um 25 % ausgebaut. Es entstehen acht große neue Werke und bestehende Werke werden erweitert. Von diesen werden bis Jahresende noch eine große Menge an zusätzlich produzierten Holzpellets erwartet. Der Geschäftsführer von proPellets Austria Christian Rakos betont:

„Besitzer von Pelletsheizungen brauchen Geduld. Händler könnten die Nachfrage bedienen, aber nicht alle gleichzeitig. Unsere Empfehlung lautet, nicht mehr Pellets zu kaufen, als diesen Winter benötigt werden, weil sich der Preis wieder normalisieren wird. Wer heuer mehr kauft, kauft teurer."
Zusammengefasst:

Es werden auch heuer in Österreich mehr Pellets produziert als verbraucht und in den nächsten Monaten gehen acht weitere große Pelletswerke in Betrieb. Diese neuen Werke steigern die Jahresproduktion um 25%. Die neuen Heizungen machen dagegen nur 11% Mehrbedarf aus. Es sollte daher nicht zu wenig Pellets geben. Durch den Klopapiereffekt wurden viele Händler von einer Bestellwelle erfasst und natürlich können nicht alle Kunden gleichzeitig beliefert werden. Wenn man den Bedarf angemeldet hat und beim Pelletshändler auf einer Liste steht, kann man davon ausgehen, dass man seine Pellets rechtzeitig bekommt.

Auch wenn es in Zeiten wie diesen kaum Gewissheit gibt, glauben wir mit dieser Einschätzung der Lage richtig zu liegen und bleiben zuversichtlich, dass sich der Markt wieder beruhigt. Wenn jeder einen kühlen Kopf bewahrt und seine Verantwortung ernst nimmt, werden wir alle gut durch diese noch nie da gewesene Energiekrise kommen und Pellets werden den Menschen in unserem Land weiterhin eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Alternative zu Gas und Öl bieten.
 
cephalopod

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5. Laut dem Branchenverband proPellets Austria wird die Produktion in Österreich derzeit um 25 % ausgebaut. Es entstehen acht große neue Werke und bestehende Werke werden erweitert. Von diesen werden bis Jahresende noch eine große Menge an zusätzlich produzierten Holzpellets erwartet.
Das ist eher beunruhigend, als alles andere. :eek:
Es steht nur was von den Pellet Fabriken und nicht wieviel Holz auch tatsächlich nachwächst!!! :oops:
 
Heizer21

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Das ist eher beunruhigend, als alles andere. :eek:
Es steht nur was von den Pellet Fabriken und nicht wieviel Holz auch tatsächlich nachwächst!!! :oops:
ja, Panik scheint in D ja grade gros in Mode zu sein…
Hier mal ein Link zu A Holzproduktion bzw zur Frage wie viel Holz nach wachst.
Die Zahlen sind zwar älter, als die Tendenz gilt bis heute, ebenfalls in der CH und in Süd D.
Die Waldfläche bzw das Holzvolumen wird nach wie vor jedes Jahr grösser.
Von absehbarer Mangellage kann also keine rede sein!
Dazu kommt, dass mit zu nehmender Anforderungen an die Nachhaltigkeit (weg von den anfälligen Fichten Monokulturen) der Trend weg von der Fichte hin zum Laubbaum geht.
Laubbäume eignen sich aber sehr viel weniger als Bauholz sondern eher als Brennholz.
Entsprechend wird die Menge an Brennholz also bei gleichbleibender nachwachsender Holzmengen eher zu nehmen.

Der Panik Modus kann also wieder verlassen werden!
 
cephalopod

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Die Waldfläche bzw das Holzvolumen wird nach wie vor jedes Jahr grösser.
Von absehbarer Mangellage kann also keine rede sein!
Ja, in Österreich vielleicht.
Wo steht denn, dass das Holz für Pellets auch daher kommt?
 
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Wo steht denn, dass das Holz für Pellets auch daher kommt?
das steht nirgends wo!
Mann kann aber davon ausgehen,
dass
Pellet eher lokal produziert und verbraucht werden, da weitere Transporte die Marge sehr deutlich verkleinern.
Weite Transport mach nur bei extrem billigen Pellets wirtschaftlich für den Verkaufer Sinn, zB bei solchen aus Belarus, Amazonas und Co.
Natürlich muss der Konsument auch auf die Herkunft seiner gekauften Pellets achten. Diese Verantwortung kann ihm keiner ab nehmen !
 
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grambambuli

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Die Lieferung unseres Pelletsacks verschiebt sich. Ich habe bereits Pellets bestellt und weiß nun nicht, ob ich den Sack rechtzeitig bekomme. Eine Verschiebung der Lieferung ist nicht möglich. Wenn ich abbestelle, bekomme ich keinen neuen Liefertermin mehr. Zusätzlich kostet die Tonne bereits wieder um 150 Euro mehr als bei der Bestellung vor ein paar Wochen. Andere Lieferanten die ich angefragt habe haben abgewunken. Sie nehmen keine neuen Kunden mehr auf. Auch die Baywa z.B. nicht mehr. Ich werde also die Lieferung nehmen, ganz egal, wo ich das Zeug hinschütten muss. Sonst habe ich nämlich schon vor dem Winter keine Heizung mehr, weil ich die Anlage gar nicht in Betrieb nehmen kann. :kopfnuss:
 
Heizer21

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Pellets sind das neue Klopapier 🥳🤣🥳🤣🥳
 

Nano

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Der Preis steht in D aktuell auf über 700 €/t, Wahnsinn.

Zu Kraftwerken die Pellets verbrennen:

In England steht eines....
 
Heizer21

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Der Preis steht in D aktuell auf über 700 €/t, Wahnsinn.

Zu Kraftwerken die Pellets verbrennen:

In England steht eines....
Den Artikel sehe ich genau so kritisch wie solche der Pro Pellet Industrie.
Da weiss man nicht so recht wem man glauben kann.

Mir erscheint es nicht wirtschaftlich, Pellet in Grossanlagen zu verbrennen, wenn sich dafür Holzschnitzel besser eignen und günstiger sind.
Möglicherweise spielen da Subventionen oder sonstige idiotische Förderungen rein…
Tatsächlich erscheint mir die Holzverbrennung in riesigen Kraftwerken auch nicht sinnvoll (im Sinne der Nachhaltigkeit) zu sei vorallem, wenn dann damit „nur“ Strom produziert wird und die Wärme nutzlos verpufft.

Mein Standpunkt ist, dass Heizen mit Pellet in Hausheizungen (6-40k) , und Schnitzel in Grossanlagen (zB für Fernheizungen, öfentliches Schwimmbad), Sinn macht, wenn das Holz aus der Umgebung (ungefähr 2-300km) kommt und aus Nachhaltiger Holzwirtschaft stammt.
Natürlich hat es nicht genug Holz in Europa um damit in mehr als 30-40% (meine Schätzung) aller Heizungen ein gesetzt zu werden. Wärmepumpen und Solarthermie muss den Rest schaffen.
 
Heizer21

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Zum Pelletpreis von 700€/T…
Eine solche Preissteigerung lässt sich nur mit einer Mangellage erklären, weil grade alle gleichzeitig Pellets bestellen und es zu kurzfristigen Lieferengpässen kommt.
Hier in der Schweiz, wo alles immer teuer ist, liegt der Pelletpreis per 28.8.22 bei 550-570/T
 

LiveOnStage

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Zum Pelletpreis von 700€/T…
Eine solche Preissteigerung lässt sich nur mit einer Mangellage erklären, weil grade alle gleichzeitig Pellets bestellen und es zu kurzfristigen Lieferengpässen kommt.
Hier in der Schweiz, wo alles immer teuer ist, liegt der Pelletpreis per 28.8.22 bei 550-570/T
Wer das glaubt, glaubt auch das der Markt sich selbst reguliert.
Sry dies ist das gleiche wie beim ÖL. Wir haben Rohölpreise wie Anfang der 2000er. Die Heizölpreise liegen aber deutlich höher.
Warum? Laut den Händlern und Energiekonzern liegt es an der Nachfrage.
Gestern wurde die Quartalszahlen der Ölmultis offen gelegt (ja die müssen das leider machen, würden Sie lieber verheimlichen). Rekordgewinne bei Shell und den anderen Ölmultis.

Warum der Vergleich?

Weil die Pellet Industrie genau so handelt. Maximalen Gewinn egal wie! Wenn die Aktiendotierten Pellet Firmen ihre Quartalszahlen offen legen, wissen wir mehr. Ob gier oder nachfrage? Ich tippe auf ersteres
 
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Tom&Cherry

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Da dachte man die junge Generation wird für mehr Gerechtigkeit sorgen als die alten Betrüger. Aber die Kinder der Chefs von damals wollen noch mehr. Die Aktionäre auch. Darauf steht der Wohlstand einer ganzen Gesellschaft die Aktienkurse müssen steigen. Ich habe auch ETFs und lebe von Dividenden.
 
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Hier noch ein weitere Zeitungsartikel zum Thema Holzpreise und andere Energiepreise von 6.8.22 aus der Neuen Züri Zeitung (NZZ). Diese entspricht von Profil ungefährt der Süddeutschen Zeitung.

Hier der Artikel:

Kampf um ein warmes Wohnzimmer hat begonnen

Holz wird wegen der Energiekrise gehamstert wie WC-Papier zu Beginn der Corona-Pandemie – die Lager sind vielerorts leer

Daniel Gerny, Erich Aschwanden

«Derzeit ist kein Brennholz erhältlich» – «Bis im Oktober werden keine Bestellungen angenommen» – «Aufgrund der hohen Nachfrage bleibt unser Holzshop bis Ende August geschlossen»: So lautete der Tenor auf vielen Websites von Brennholz-Anbietern in der Schweiz. Bisher galt in diesem Geschäft eine eiserne Regel: Die meisten Leute bestellen ihr Brennholz erst dann, wenn die Tage im September kühler werden. Trotz Hitzewelle sind die Lager jetzt vielerorts schon im August leer. Die drohende Energiekrise hat den Markt komplett auf den Kopf gestellt. «Die Nachfrage übersteigt derzeit eindeutig das Angebot», erklärt Florian Landolt vom Verband der Schweizer Waldeigentümer.

Wie viel Holz in den kommenden Wochen und Monaten neu auf den Markt kommt, ist offen: Damit Holz verfeuert werden kann, muss es zunächst während ein bis zwei Jahren trocknen. Die Branche kann deshalb nur langsam auf die veränderte Nachfrage reagieren. Vor dem Winter 2022/23 erinnert deshalb vieles an die Situation zu Beginn der Corona-Krise: Weil die Leute nicht abschätzen können, was in der kalten Jahreszeit auf sie zukommt, hamstern sie, wo sie es für sinnvoll erachten. Nicht nur Scheiter fürs Cheminée und Schwedenöfen sind gesucht, sondern Holz in jeder Form.

Die Preise steigen

Beispielsweise Holzschnitzel und -pellets, die als Heizmaterial in den letzten Jahren immer beliebter geworden sind. Der Verkauf von Pelletfeuerungen mit einer Leistung von 5 bis 350 kW Leistung ist allein im ersten Quartal 2022 gegenüber demselben Zeitraum im Vorjahr um 80 Prozent gestiegen. «Warnung vor steigenden Pelletpreisen! Füllen Sie die Lager jetzt!», rät der Branchenverband Propellets.ch den Kunden deshalb, um Lieferengpässe in den kommenden Monaten zu vermeiden. Wer auf sinkende Preise hoffe, spekuliere wohl falsch. Auch das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) empfiehlt den Endkunden, ihre Lager bereits jetzt im Sommer zu befüllen. Die Versorgung mit Energieholz sei aber «vor allem wegen der Jahreszeit aktuell sichergestellt».

Laut der Geschäftsleiterin Sabine L’Eplattenier-Burri beherzigt ein Grossteil der Besitzer von Holzpellet-Heizungen diesen Rat. «Im Frühling ist der Verkauf harzig angelaufen, vor den Sommerferien hat er deutlich angezogen.» Für den Winter erwartet L’Eplattenier-Burri eine grosse Nachfrage. Limitierender Faktor ist nicht in erster Linie die Produktion von Holzpellets, sondern der Mangel an Pelletsilofahrzeugen für die Auslieferung. Zudem kam es bereits im vergangenen Winter zu Engpässen bei den 15-Kilo-Säcken, in denen Pellets im Detailhandel verkauft werden.

Doch auch wer jetzt sein Lager noch füllen kann, spürt die Auswirkungen der diversen Krisen, die die Welt derzeit in Atem halten. Kostete eine Tonne Holzpellets vor einem Jahr im Schnitt noch 333 Franken, so müssen Haus- und Wohnungsbesitzer heute rund 550 Franken auf den Tisch legen. Die Lage auf dem Markt ist paradox. Obwohl die Preise steigen, kaufen die Leute immer mehr. «Die Situation ähnelt der des Corona-Frühjahrs 2020, als Kunden Klopapier hamsterten und die Hersteller mit der Produktion nicht nachkamen», heisst es auf dem Portal Heizpellets24.ch.

Tatsächlich bestehe ein direkter Zusammenhang zwischen den beiden Krisen, stellt Landolt fest. Bereits während der Pandemie stieg der Holzverbrauch stark an. Weil die Leute zu Hause bleiben mussten, entdeckten sie ihre Cheminées wieder, wie Landolt erklärt. Gleichzeitig wurde mehr Geld in den Erhalt und die Erneuerung von Liegenschaften investiert – beispielsweise in Pelletfeuerungen. Die Corona-Krise hat das Holz als Brennmaterial zurück in Erinnerung gerufen. Mit Blick auf den Klimawandel und die drohende Energiekrise gewinnt es als Ersatz für Öl und Gas erst recht an Bedeutung.

Teilweise nimmt der Run auf Holz extreme Ausmasse an. Bis zu 15 Ster Holz werde von einzelnen Kunden bestellt, erzählt Landolt. Das entspricht umgerechnet mehr als sechs Tonnen. «Die Leute wollen sicher sein, dass sie gut durch den Winter kommen», beobachtet Landolt. Auch beim Brennholz sind die Preise deshalb bereits angestiegen, um ungefähr 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Paradoxes Verhalten

Wer sich kurzfristig mit einem Cheminée oder einem Pelletofen Wärme in die kalte Wohnung holen will, hat noch schlechtere Karten. «Der Ansturm auf diese Produkte ist momentan riesig», erklärt Simon Meister, Leiter Marketing und Kundenberatung bei der Kameg AG. «Wer heute einen Ofen bestellt, muss froh sein, wenn er im Februar geliefert wird. Realistischer ist März oder April. Für diesen Winter reicht es kaum noch.» Die Lager seien momentan praktisch leer geräumt.

Meister stellt fest, dass vor allem Kunden aus ländlichen Gebieten auf Cheminées als Wärmequellen setzen. Wer in der Stadt wohne, sei mit Feuer eher zurückhaltend. Dieses Verhalten ist insofern paradox, als vor allem Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner unter einem allfälligen Gasmangel leiden werden. In Zürich liegt der Anteil der Gasheizungen gemäss SRF bei 51 Prozent, in Bern bei 47 und in Basel bei 43 Prozent. Deutlich höher ist der Anteil der Wohngebäude, die mit Gas beheizt werden, in Biel (60 Prozent), Solothurn (65 Prozent) und Luzern (55 Prozent).

Die Städte sind deshalb besonders anfällig. Weil Cheminées und Öfen in den meisten Fällen nicht vorhanden sind, werden andere Alternativen stark nachgefragt. So berichtete die «Sonntags-Zeitung» über einen Run auf elektrische Heizöfen – was im Extremfall zu einer Bedrohung für die Stromversorgung führen könne: «Der Einsatz Tausender elektrischer Notheizungen kann zu grosser Instabilität für den Energiehaushalt der Schweiz führen», erklärte Michael Frank, Direktor des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE).

Tatsächlich sind laut dem Onlinehändler Galaxus/Digitec allein im Juli fast fünfmal so viele elektrische Heizkörper ausgeliefert worden wie im selben Monat des Vorjahres. Trotz gegenwärtiger Hitzewelle kurbelt die Angst vor einem kalten Winter mit Energielücken das Geschäft von Digitec kräftig an. Auch die Verkäufe von Stromgeneratoren (Plus gegenüber dem Vorjahresmonat 2021: 86 Prozent), Power-Stationen (+471 Prozent), Heizlüfter (+73 Prozent) oder Solarpanels (+257 Prozent) schiessen derzeit in die Höhe.

Kaufen auf Vorrat

Auch aus Sicht der Firma Vitogaz hat sich das Kundenverhalten seit dem Ausbruch des Krieges verändert, wie der Geschäftsführer Stefan Theiler auf Anfrage mitteilt. Vitogaz ist der grösste Anbieter von Flüssiggas in der Schweiz. «Anstelle der Preisdiskussion tritt der Aspekt der Versorgungssicherheit derzeit in den Vordergrund», beobachtet Theiler. Zwar stellt Vitogaz gegenwärtig keine überdurchschnittliche Nachfrage nach Gasflaschen fest, die bei einer Energielücke beispielsweise für den Betrieb des Grills eingesetzt werden können. Doch das könnte sich ändern. Laut Theiler hat es einen solchen Effekt im März unmittelbar nach Kriegsausbruch gegeben. Die grösste Nachfragesteigerung stellt Theiler aber bei industriellen Kunden fest, die ihre Gasversorgung mit dem Kauf von Propangas sicherstellen wollen.

Nicht nur kurzfristig sind Haus- und Wohnungsbesitzer auf der Suche nach Alternativen für ihre mit Öl oder Gas betriebenen Heizungen. Ein Indikator dafür sind die Gratis-Impulsberatungen «Erneuerbar Heizen», die das Bundesamt für Energie (BfE) seit Anfang April anbietet. Wie die BfE-Kommunikationsberaterin Beatrice Mader auf Anfrage erklärt, sind bis Anfang August insgesamt 3610 Gesuche für solche Beratungen eingegangen, der Grossteil davon – 3246 Gesuche – für Beratungen von Eigentümerinnen und Eigentümern von Einfamilien- oder kleinen Mehrfamilienhäusern. 364 Gesuche betrafen Beratungen von Besitzern grosser Mehrfamilienhäuser oder von Stockwerkeigentümerschaften.

Man darf gespannt sein, wie viele der in diesen Tagen gekauften Notheizungen im kommenden Winter zum Einsatz kommen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie unbenutzt im Keller oder auf dem Dachboden herumstehen, bleibt trotz düsteren Szenarien gross. Noch ist nämlich unklar, ob und wie stark die Schweiz von einer allfälligen weiteren Drosselung der Gaslieferungen aus Russland betroffen sein wird. Ausserdem muss bei einer Knappheit zuerst die Industrie zurückstecken, bevor es im Wohnzimmer kalt wird. Und doch: Es beruhigt die Nerven, wenn auch in den eigenen vier Wänden alles gegen die drohende Energiekrise vorgekehrt ist.

Aus dem E-Paper vom 06.08.2022
 

Etamann

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daraus folgernd: egal welche Heizung man besitzt oder betreiben will: die Stromzufuhr dafür sollte gesichert sein, also hier auf jeden Fall für einen blackout vorsorgen, falls Ventilatoren und/oder Pumpen für den Wärmetransport genutzt werden
PV nützt ja auch nur etwas, wenn man über Batterie arbeitet, ansonsten schaltet sich die Anlage ja bei Stromausfall von selbst aus .....
.... und die wollen uns allen Ernstes erzählen, dass wir alle eAutos und Ladesäulen betreiben können, wenn die Sorge jetzt besteht, dass das Netz "die paar" elektr. Zusatzheizungen nicht aushält --> eZukunft wir kommen ;-)
 
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Begründung aktuell hohe Pelletpreise??

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