Verständnisfrage hydraulischer Abgleich

Diskutiere Verständnisfrage hydraulischer Abgleich im Allgemeine Fragen Forum im Bereich Heizungshersteller; Hallo, eine vielleicht triviale Verständnisfrage: Wenn ein Raum seine Zieltemperatur erreicht hat, sollte ja das normale Thermostatventil...

thaistatos

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Hallo,

eine vielleicht triviale Verständnisfrage:
Wenn ein Raum seine Zieltemperatur erreicht hat, sollte ja das normale Thermostatventil schließen. Welchen Vorteil bringt dann noch der hydraulische Abgleich?
Einfache Beispiel mit 2 Räumen:
In einer Aufheizphase kann ich mir ja noch vorstellen, dass es besser ist, den Volumenstrom besser z.B. 40/60% durch HA zu verteilen, statt 80/20% (weil Raum 1 der erste hinter der Pumpe ist und das Thermostatventil vollständig geöffnet ist) und dann sehr lange warten zu müssen, bis Raum 1 so warm ist, dass der Volumenstrom runtergeregelt wird und genug für Raum 2 übrig ist.
Nur wie oft tritt der Fall ein, dass man Räume komplett aufheizen muss. Die Schwankungen sollten ja, abgesehen von dramatischen Kälteeinbrüchen, sehr begrenzt sein und die Gebäudehülle puffert auch noch viel weg.
 
cephalopod

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Wenn ein Raum seine Zieltemperatur erreicht hat, sollte ja das normale Thermostatventil schließen. Welchen Vorteil bringt dann noch der hydraulische Abgleich?
Der unschätzbare Vorteil, dass dieser Raum dann per Voreinstellung genau die Menge an warmen Wasser bekommt, die nötig ist, um seine Temperatur zu halten.
Bedeutet, das im Idealfall im ganzen Haus überhaupt keine Thermostatventile benötigt werden.
 

thaistatos

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Aber wo ist der Unterschied, ob das Thermostatventil den Volumenstrom drosselt oder die Voreinstellung des HA? Es sind zwei Ventile in Serie, welches davon wieviel geöffnet ist, sollte doch egal sein, wenn das Produkt das gleiche ist? Der Raum wird duch HA ja nicht kälter oder wärmer, also muss doch der Volumenstrom im Heizkörper auch der gleiche sein.
 

KarlZei

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Wenn ein Raum seine Zieltemperatur erreicht hat, sollte ja das normale Thermostatventil schließen.
Das sollte es eigentlich nicht. Es sollte nur (vollständig) schließen, wenn der Raum durch Fremdwärme (z.B. Sonneneinstrahlung) über die Wunschtemperatur aufgeheizt wird. Durch das Schließen wird dann weniger Wärme von der Heizung in den Raum gepumpt.
Welchen Vorteil bringt dann noch der hydraulische Abgleich?
Dass immer nur die für die gewünschte Raumtemperatur erforderliche Wärme in den Raum kommt. Nicht weniger und nicht mehr. Ohne Abgleich wird typischerweise mehr Wärme erzeugt als erforderlich und damit Energie verschwendet.
 
Zuletzt bearbeitet:

thaistatos

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Ok, war missverständlich geschrieben.
Annahme: das Thermostatventil erreicht seinen stationären Endzustand, z.B. 20%.
Was bringt es dann noch, wenn ich einen hydraulischen Abgleich gemacht habe, der Volumenstrom vorher gedrosselt wird und das Thermostatventil dann auf z.B. 35% öffnet. Der Volumenstrom bleibt der gleiche.

Warum wird durch HA weniger "falsche" Wärme erzeugt als notwendig? Dann müsste der Raum ohne HA auch wärmer werden, zumindest für eine bestimmt Zeit.
 

KarlZei

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Sorry, so richtig verstehe ich nicht, was Du meinst. Schwer darauf zu antworten.

Beim Abgleich wird der Durchfluss durch die Heizfläche auf einen maximalen Wert begrenzt. Dieser Wert entspricht im Zusammenspiel mit der Vorlauftemperatur der Wärme, die der Raum bei Auslegungstemperatur benötigt. Das Thermostat kann natürlich weiterhin den Durchfluss unterhalb dieses Wertes regeln. Es sollte, wenn es auf Wunschtemperatur eingestellt ist und diese Temperatur erreicht ist, noch recht weit geöffnet sein und erst über dieser Temperatur immer weiter schließen.

Bei einem mangelhafter Abgleich hat man eine Unter-/Überversorgung von einzelnen Räumen. Unterversorgung führt zu höheren Vorlauftemperaturen, um einen Raum warm zu bekommen. Da die Vorlauftemperatur typischerweise an allen Heizflächen in etwa gleich ist (gleicher Heizkreis, 2-Rohr-Heizung, ...), bekommen andere Räume höhere Temperaturen als erforderlich. In Summe wird also zu viel Wärme erzeugt. Der Abgleich sorgt dafür, dass der unterversorgte Raum durch mehr Durchfluss, der ggf. anderen weggenommen wird, mit mehr Wärme und damit richtig versorgt wird. Bei Überversorgung wird prinzipiell immer unnötig viel Wärme erzeugt.

Wichtig ist, dabei zu berücksichtigen, dass es immer um Durchflüsse (Volumenstrom) und Vorlauftemperaturen zusammen geht. Die beiden stimmt man, auch passend zum Wärmeerzeuger, so ab, dass die gerade erforderlich Wärme möglichst effizient erzeugt werden kann.
 

Heizungsdoc

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Eine Heizung im Einfamilienhaus mit ein paar Heizkörpern braucht bestimmt nicht unbedingt einen Abgleich. Wenn die Rohrdimmensionen ordentlich gewählt sind werden auch alle Heizkörper gleich warm. Zudem haben wir jetzt ja die rollen elektronischen Pumpen, die den Volumenstrom anpassen. Warum dann noch zusätzlich die HK drosseln. Weniger Volumenstrom durch die Pumpe weniger Brennerleistung am Heizgerät.
 

Telemark

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Bei einem mangelhafter Abgleich hat man eine Unter-/Überversorgung von einzelnen Räumen. Unterversorgung führt zu höheren Vorlauftemperaturen, um einen Raum warm zu bekommen. Da die Vorlauftemperatur typischerweise an allen Heizflächen in etwa gleich ist (gleicher Heizkreis, 2-Rohr-Heizung, ...), bekommen andere Räume höhere Temperaturen als erforderlich.
Darf ich hier bitte mal reingrätschen? Danke.
Wie sieht das denn bei einem Einrohrsystem aus? Ergibt da ein HA überhaupt Sinn?
Danke...
 

KarlZei

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Wenn die Rohrdimmensionen ordentlich gewählt sind werden auch alle Heizkörper gleich warm.
Ich weiß ja nicht, was Du hier mit "gleich warm" meinst. Aber grundsätzlich funktioniert das eben nicht.
1. sind nicht alle Heizkörper 100% korrekt für einen Raum ausgelegt. Und 2. hast Du auch bei ordentlich dimensionierten Rohrleitungen zu einzelnen Heizkörpern hin unterschiedliche Druckverluste. Das Heizungswasser wird deswegen nicht überall gleich verteilt.

Wie sieht das denn bei einem Einrohrsystem aus? Ergibt da ein HA überhaupt Sinn?
Ja, auch dort halte ich ihn für sinnvoll und ich denke, dass sich da u.U. noch mehr sparen lässt. Möglich ist er auch, aber leider nicht ganz so einfach und doch ziemlich aufwändig. Siehe z.B.:
 
cephalopod

cephalopod

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Zudem haben wir jetzt ja die rollen elektronischen Pumpen, die den Volumenstrom anpassen. Warum dann noch zusätzlich die HK drosseln.
Warum willst du Volumenströme anpassen?
Woran denn?
Bei einem idealen Abgleich und gut eingestellter VL-Temperatur, ändern sich keine Volumenströme, weil alle HK-Thermostate immer maximal offen sind.
 

thaistatos

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Da die Vorlauftemperatur typischerweise an allen Heizflächen in etwa gleich ist (gleicher Heizkreis, 2-Rohr-Heizung, ...), bekommen andere Räume höhere Temperaturen als erforderlich. In Summe wird also zu viel Wärme erzeugt. Der Abgleich sorgt dafür, dass der unterversorgte Raum durch mehr Durchfluss, der ggf. anderen weggenommen wird, mit mehr Wärme und damit richtig versorgt wird. Bei Überversorgung wird prinzipiell immer unnötig viel Wärme erzeugt.
Da ist mein Verständnisproblem: wie kann der andere Raum eine höhere Temperatur bekommen als gewünscht, wenn er doch mit einem Thermostatventil versehen ist? Das macht bei erhöhter VL Temperatur doch einfach weiter zu und lässt mehr Durchfluss für den anderen Raum übrig.
 

KarlZei

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Da ist mein Verständnisproblem: wie kann der andere Raum eine höhere Temperatur bekommen als gewünscht, wenn er doch mit einem Thermostatventil versehen ist?
Ja, er kann (ohne Fremdeinwirkung) nicht wärmer werden. Aber wenn das Thermostat dann endlich ganz geschlossen ist, hat der Raum schon mehr Wärme bekommen, als er braucht, und die Raumtemperatur ist damit höher als gewünscht. Damit steigen die Verluste. Hast bestimmt schon mal den (eigentlich so nicht korrekten) Satz mit 'ein Grad weniger, 6% Einsparung' gehört. Und es ist ja auch nicht so, dass ein Thermostat direkt oberhalb der eingestellten Temperatur schließt. Abhängig vom Thermostat kann die Raumtemperatur die Zieltemperatur durchaus um das eine oder andere Grad übersteigen.

Das macht bei erhöhter VL Temperatur doch einfach weiter zu und lässt mehr Durchfluss für den anderen Raum übrig.
Aber Du willst die höhere Temperatur doch gar nicht ;-)
Und was mit dem 'verlorenem' Durchfluss des Heizkörpers passiert, hängt von der genutzten Pumpe/Pumpeneinstellung ab. Wenn es eine mit konstanter Fördermenge ist, geht die von dem einen Heizkörper verweigerte Wärme in die anderen Heizkörper, wodurch die dann eigentlich überversorgt werden. Ein weitere Aspekt ist, dass das potenziell das Betriebsverhalten des Wärmeerzeugers verschlechtert.
 

thaistatos

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Habe mir jetzt nochmal den Wikipedia Artikel durchgelesen, teilweise wird die Wirkkette etwas klarer.

Ein (Groß) Teil beruht also auf ungünstigem Regelverhalten der Thermostatventile, was man durch Kappen des Angebots zu kompensieren versucht. Elektronische Thermostatventile sollten aber durch eingebauten Regler auch ausreichend schnell und genauer reagieren.


Ein anderer Teil beruht auf der Annahme, dass man bei Temperaturänderungen Probleme bekommt / Einsparpotential hat (morgendliche Aufheizen des Bades, da fällt es am ehesten auf). Da der Trend doch zum Durchheizen geht und Nachtabsenkung eher nicht mehr empfohlen wird, dürften die Einsparpotentiale da auch kleiner werden.
 

KarlZei

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Ein (Groß) Teil beruht also auf ungünstigem Regelverhalten der Thermostatventile, was man durch Kappen des Angebots zu kompensieren versucht. Elektronische Thermostatventile sollten aber durch eingebauten Regler auch ausreichend schnell und genauer reagieren.
Keine gelungene Interpretation.
Auch mit besseren Thermostatventilen lässt sich kein vernünftiger Abgleich herbeizaubern. Und mit einem vernünftigen Abgleich hat man auch keine wirklichen Probleme mehr mit den Thermostatventilen.
 
cephalopod

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Da der Trend doch zum Durchheizen geht und Nachtabsenkung eher nicht mehr empfohlen wird, dürften die Einsparpotentiale da auch kleiner werden.
Kann man pauschal auch nicht so sagen.
Bei FBH und WP mag das stimmen.
Bei normal gedämmten Häusern und erst recht bei Wohnungen ist nicht absenken, sondern abschalten sinnvoller. Bei mir funktioniert es.

Besonders, wenn nur die VL-Temperatur abgesenkt wird, reißen die mechanischen HK-Thermostate ansonsten voll auf und das Einsparpotential ist futsch.
 

thaistatos

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Keine gelungene Interpretation.
dann kommen wir doch wieder zum Kernproblem zurück: die Voreinstellung begrenzt doch nur den maximalen Durchfluss. Ein (perfekt) schließendes/regelndes Thermostatventil regelt auch den Durchfluss. Wo ist der Unterschied?
Oder Praxisbeispiel Wasserhahn: ob ich das Eckventil verändere (Hydraulischer Abgleich/Voreinstellung) oder den Wasserhahn, ist egal, mit beiden oder Kombinationen kann ich den Volumenstrom einstellen.
 
cephalopod

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Du hast es anscheinend immer noch nicht verstanden.
Wenn es keine Begrenzung des maximalen Durchfluss es durch die Voreinstellung gäbe, würde ein grosses Wohnzimmer mit 5 Heizkörpern morgens beim Aufheizen dem kleinen Badezimmer mit seinem Handtuchheizkörperchen das ganze warme Wasser wegnehmen.
 

thaistatos

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Kann man pauschal auch nicht so sagen.
Bei FBH und WP mag das stimmen.
Bei normal gedämmten Häusern und erst recht bei Wohnungen ist nicht absenken, sondern abschalten sinnvoller. Bei mir funktioniert es.

Besonders, wenn nur die VL-Temperatur abgesenkt wird, reißen die mechanischen HK-Thermostate ansonsten voll auf und das Einsparpotential ist futsch.
Ok, deswegen war ja die Randbedingung meiner Eingangsfrage, dass es ein eingeschwungenes System gibt.
Wenn man aus anderen Gründen absichtlich Temperaturänderungen aufprägt, ergibt es Sinn, damit man schneller/effizienter alle Räume wieder auf Zieltemperatur bringt.
 

thaistatos

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Du hast es anscheinend immer noch nicht verstanden.
Wenn es keine Begrenzung des maximalen Durchfluss es durch die Voreinstellung gäbe, würde ein grosses Wohnzimmer mit 5 Heizkörpern morgens beim Aufheizen dem kleinen Badezimmer mit seinem Handtuchheizkörperchen das ganze warme Wasser wegnehmen.
Oder die Frage wurde nicht verstanden.
Der Fall ist klar.
Der Abgleich bringt im dynamischen Verhalten / beim Temperaturwechsel Vorteile, im statischen Zustand (und bei perfekten Thermostatventilen) bringt es nichts, ob ich zwei Ventile (Thermostatventil und Voreinstellventil) hintereinander schalte / den Hub/Durchfluss begrenze oder nur eins (Thermostatventil) habe.
 
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Verständnisfrage hydraulischer Abgleich

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