Lirold
Threadstarter
Guten Morgen!
Wir haben in 2019 unseren Hausbau (KfW 55) abgeschlossen und eine aroTHERM Split VWL 55/5 mit uniTOWER am 13.09.2019 in Betrieb nehmen lassen. Wie es leider so üblich zu sein scheint, wird die Anlage nur mit Standard-Parametern eingerichtet. Während der folgenden Heizperiode habe ich mich daher näher mit den Einstellungen zur Steuerung der Anlage/Wärmepumpe beschäftigt und anschließend schrittweise auf unsere Rahmenbedingungen angepasst. In den Übergangszeiten fiel mir auf, dass bis zu 30 Kompressor-Starts am Tag angezeigt werden und die Laufzeit eines Taktes teilweise nur 5-10 Minuten beträgt – das kam mir merkwürdig vor, sodass ich mich tiefer in die Materie eingearbeitet habe.
Für die Steuerung der Anlage ist das Energieintegral maßgeblich; das Energieintegral hat die Einheit GradMINUTEN und bestimmt, wann ein Heizvorgang gestartet und beendet wird. Es berechnet sich gemäß Betriebsanleitung jede Minute (Delta t) aus der Differenz zwischen der temperaturabhängig geforderten Vorlauftemperatur (Vorlauf_Soll) und der tatsächlichen Vorlauftemperatur (Vorlauf_Ist). Folgendes Ungewöhnliches und von der Betriebsanleitung abweichendes Verhalten des Energieintegrals ist mir aufgefallen: Der Wert des Energieintegrals ändert sich alle 30 Sekunden um die volle Differenz zwischen der Temperatur Vorlauf_Soll und Vorlauf_Ist. Zu erwarten und mathematisch korrekt wäre, dass der Wert entweder nur jede Minute oder alle 30 Sekunden (Delta t/2) nur mit der Hälfte der Differenz zwischen den beiden o.g. Temperaturen berechnet wird (ansonsten passt die Einheit „Gradminute“ auch nicht). Dies hat meiner Meinung nach zur Folge, dass das Energieintegral sowohl im Heiz- als auch im Standy-Betrieb jeweils doppelt so schnell ab- bzw. aufgebaut wird. Somit startet der Heizvorgang beziehungsweise der Kompressor deutlich (bis zu 4x) öfter als theoretisch notwendig.
Im Zeitraum vom 26.08.2019 (Datum der Installation) bis zum 04.12.2020 (letzte Ablesung vor winterlichen Temperaturen) hatten wir bereits 7154 Kompressorstarts bei 4733 Betriebsstunden. Das ergibt auf den ersten Blick zwar eine durchschnittliche Laufzeit von ca. 39 Minuten, allerdings inklusive täglicher Warmwasserbereitung (Dauer mindestens 1 Stunde), wöchentlichem Legionellen-Schutzprogramm (Dauer meist ca. 2 Stunden) und einer mehrmonatigen Abschaltung des Heizbetriebs im Sommer. Die Laufzeit pro Takt während der Heizphase fällt daher deutlich kürzer aus (oft nur 5 Minuten). Bei einer modulierenden Wärmepumpe hätte ich das Verhältnis von Kompressorstarts zu Betriebsstunden genau anders herum erwartet.
Diesen Sachverhalt, der meiner Meinung nach auf einen Softwarefehler hindeutet, habe ich im Januar 2020 an Vaillant gemeldet. Lange Zeit passierte nichts, bis im Oktober im Rahmen der ersten Wartung kostenneutral ein Internetmodul zur Datenübertragung installiert wurde, um Messungen an unserer Anlage vorzunehmen und die Daten auszuwerten. Damit sollte das Verhalten des Energieintegrals nachvollzogen werden. Es war ebenfalls ein Kollege aus Remscheid angereist. Dieser hat mir bestätigt, dass das Energieintegral eigentlich alle 60 Sekunden (Zitat: „die Einheit ist schließlich GradMINUTE“) berechnet werden sollte. Die Software der aroTHERM-Reihe bildet anscheinend eine Ausnahme mit der 30-sekündlichen Berechnung des Energieintegrals. Eine Erklärung dafür gab es jedoch nicht. Man würde sich nach ersten Messungen mit einem Ergebnis bei mir melden.
Ende November habe ich schließlich eine erste Antwort erhalten: die von mir genannten Auffälligkeiten beim Taktverhalten wären lediglich auf den geringen Wärmebedarf unseres Hauses zurückzuführen. Uns wurde die Nachrüstung eines Pufferspeichers und eine Reduktion der Kompressorleistung mittels Flüsterbetrieb um 40% empfohlen (aktuell wird unsere Fußbodenheizung direkt versorgt, alle Raumthermostate sind dauerhaft offen, Überströmventil geschlossen). Eine Rückmeldung zur Berechnung des Energieintegrals gab es erst nach erneuter Rückfrage. Meine Vermutung, dass das Energieintegral, abweichend von der Betriebsanleitung, alle 30 Sekunden mit der vollen Differenz zwischen den Temperaturen Vorlauf_Soll und Vorlauf_Ist gebildet wird, wurde bestätigt. Eine Stellungnahme zu dieser von anderen Vaillant-Wärmepumpen abweichenden Berechnung, die mathematisch nicht korrekt sein kann, gab es nicht. Die geforderte Antwort würde Firmeninterna und Entwicklungsstände betreffen, die man mir nicht mitteilen wird. Aus Sicht von Vaillant ist der Fall damit fallabschließend bearbeitet worden. Man ist dort der Meinung, dass die erworbene aroTHERM VWL alle beschriebenen Funktionen und alle Anforderungen bestimmungsgemäß erfüllt. Weitere von mir gestellte Fragen werden nicht mehr bearbeitet. Jegliche Rückfragen an Vaillant (auch seitens unseres Bauunternehmers und des Sanitärbetriebes) bleiben bisher unbeantwortet.
Aus meiner Sicht handelt es sich um einen Softwarefehler bei der Berechnung des Energieintegrals, der durch das Taktverhalten erhöhte Betriebskosten (Strom), einen erhöhten Verschleiß und eine Beeinträchtigung der Effizienz der Anlage für mich als Endkunden zur Folge hat.
Da ich jedoch kein ausgebildeter Ingenieur oder Heizungstechniker, sondern nur ein zahlenbegeisterter und technikinteressierter Mensch bin, würde ich mich über Eure Einschätzung freuen. Falls weitere Informationen erforderlich sein sollten, liefere ich diese gerne nach. Vielen Dank im Voraus!
Wir haben in 2019 unseren Hausbau (KfW 55) abgeschlossen und eine aroTHERM Split VWL 55/5 mit uniTOWER am 13.09.2019 in Betrieb nehmen lassen. Wie es leider so üblich zu sein scheint, wird die Anlage nur mit Standard-Parametern eingerichtet. Während der folgenden Heizperiode habe ich mich daher näher mit den Einstellungen zur Steuerung der Anlage/Wärmepumpe beschäftigt und anschließend schrittweise auf unsere Rahmenbedingungen angepasst. In den Übergangszeiten fiel mir auf, dass bis zu 30 Kompressor-Starts am Tag angezeigt werden und die Laufzeit eines Taktes teilweise nur 5-10 Minuten beträgt – das kam mir merkwürdig vor, sodass ich mich tiefer in die Materie eingearbeitet habe.
Für die Steuerung der Anlage ist das Energieintegral maßgeblich; das Energieintegral hat die Einheit GradMINUTEN und bestimmt, wann ein Heizvorgang gestartet und beendet wird. Es berechnet sich gemäß Betriebsanleitung jede Minute (Delta t) aus der Differenz zwischen der temperaturabhängig geforderten Vorlauftemperatur (Vorlauf_Soll) und der tatsächlichen Vorlauftemperatur (Vorlauf_Ist). Folgendes Ungewöhnliches und von der Betriebsanleitung abweichendes Verhalten des Energieintegrals ist mir aufgefallen: Der Wert des Energieintegrals ändert sich alle 30 Sekunden um die volle Differenz zwischen der Temperatur Vorlauf_Soll und Vorlauf_Ist. Zu erwarten und mathematisch korrekt wäre, dass der Wert entweder nur jede Minute oder alle 30 Sekunden (Delta t/2) nur mit der Hälfte der Differenz zwischen den beiden o.g. Temperaturen berechnet wird (ansonsten passt die Einheit „Gradminute“ auch nicht). Dies hat meiner Meinung nach zur Folge, dass das Energieintegral sowohl im Heiz- als auch im Standy-Betrieb jeweils doppelt so schnell ab- bzw. aufgebaut wird. Somit startet der Heizvorgang beziehungsweise der Kompressor deutlich (bis zu 4x) öfter als theoretisch notwendig.
Im Zeitraum vom 26.08.2019 (Datum der Installation) bis zum 04.12.2020 (letzte Ablesung vor winterlichen Temperaturen) hatten wir bereits 7154 Kompressorstarts bei 4733 Betriebsstunden. Das ergibt auf den ersten Blick zwar eine durchschnittliche Laufzeit von ca. 39 Minuten, allerdings inklusive täglicher Warmwasserbereitung (Dauer mindestens 1 Stunde), wöchentlichem Legionellen-Schutzprogramm (Dauer meist ca. 2 Stunden) und einer mehrmonatigen Abschaltung des Heizbetriebs im Sommer. Die Laufzeit pro Takt während der Heizphase fällt daher deutlich kürzer aus (oft nur 5 Minuten). Bei einer modulierenden Wärmepumpe hätte ich das Verhältnis von Kompressorstarts zu Betriebsstunden genau anders herum erwartet.
Diesen Sachverhalt, der meiner Meinung nach auf einen Softwarefehler hindeutet, habe ich im Januar 2020 an Vaillant gemeldet. Lange Zeit passierte nichts, bis im Oktober im Rahmen der ersten Wartung kostenneutral ein Internetmodul zur Datenübertragung installiert wurde, um Messungen an unserer Anlage vorzunehmen und die Daten auszuwerten. Damit sollte das Verhalten des Energieintegrals nachvollzogen werden. Es war ebenfalls ein Kollege aus Remscheid angereist. Dieser hat mir bestätigt, dass das Energieintegral eigentlich alle 60 Sekunden (Zitat: „die Einheit ist schließlich GradMINUTE“) berechnet werden sollte. Die Software der aroTHERM-Reihe bildet anscheinend eine Ausnahme mit der 30-sekündlichen Berechnung des Energieintegrals. Eine Erklärung dafür gab es jedoch nicht. Man würde sich nach ersten Messungen mit einem Ergebnis bei mir melden.
Ende November habe ich schließlich eine erste Antwort erhalten: die von mir genannten Auffälligkeiten beim Taktverhalten wären lediglich auf den geringen Wärmebedarf unseres Hauses zurückzuführen. Uns wurde die Nachrüstung eines Pufferspeichers und eine Reduktion der Kompressorleistung mittels Flüsterbetrieb um 40% empfohlen (aktuell wird unsere Fußbodenheizung direkt versorgt, alle Raumthermostate sind dauerhaft offen, Überströmventil geschlossen). Eine Rückmeldung zur Berechnung des Energieintegrals gab es erst nach erneuter Rückfrage. Meine Vermutung, dass das Energieintegral, abweichend von der Betriebsanleitung, alle 30 Sekunden mit der vollen Differenz zwischen den Temperaturen Vorlauf_Soll und Vorlauf_Ist gebildet wird, wurde bestätigt. Eine Stellungnahme zu dieser von anderen Vaillant-Wärmepumpen abweichenden Berechnung, die mathematisch nicht korrekt sein kann, gab es nicht. Die geforderte Antwort würde Firmeninterna und Entwicklungsstände betreffen, die man mir nicht mitteilen wird. Aus Sicht von Vaillant ist der Fall damit fallabschließend bearbeitet worden. Man ist dort der Meinung, dass die erworbene aroTHERM VWL alle beschriebenen Funktionen und alle Anforderungen bestimmungsgemäß erfüllt. Weitere von mir gestellte Fragen werden nicht mehr bearbeitet. Jegliche Rückfragen an Vaillant (auch seitens unseres Bauunternehmers und des Sanitärbetriebes) bleiben bisher unbeantwortet.
Aus meiner Sicht handelt es sich um einen Softwarefehler bei der Berechnung des Energieintegrals, der durch das Taktverhalten erhöhte Betriebskosten (Strom), einen erhöhten Verschleiß und eine Beeinträchtigung der Effizienz der Anlage für mich als Endkunden zur Folge hat.
Da ich jedoch kein ausgebildeter Ingenieur oder Heizungstechniker, sondern nur ein zahlenbegeisterter und technikinteressierter Mensch bin, würde ich mich über Eure Einschätzung freuen. Falls weitere Informationen erforderlich sein sollten, liefere ich diese gerne nach. Vielen Dank im Voraus!