Unser Dach ist besonders "bescheiden". Eternit Rhombus, da ist nix mit aushängen und Befestigungshaken montieren, da wird durch das Eternit gebohrt und dann durch das Unterdach und dann hofft man auf einen Sparren zu kommen und alles dicht ist. Die Schindeln sind 25 Jahre alt, könnten brechen, so die allgemeine Sorge.
Dazu ist es ein kleines T-förmiges Walmdach mit Schornstein und Racuhfangkehrer-Außentreppe, zwei Dachflächenfenstern und zwei Sanitärentlüftern. Total zerklüftet und mit ca. 45° auch richtig steil. Das einzig Gute daran sind die Schneehaken, die den Arbeitern da oben das Leben erleichtert haben.
Deswegen haben alle zwanzig oder mehr angefragten Betriebe schon nach den ersten Fotos ohne Besichtigung abgesagt. Einer kam immerhin vorbei und meinte nur "des Doch is' oasch", trank meinen teuren Espresso aus und ging wieder. Damit hab ich dann eigentlich aufgegeben.
Bis mir ein Unternehmen von einem meiner langjährigen Kunden empfohlen wurde, das freie Kapazitäten hätte. Dachdecker, Schwarzdecker und Elektriker in einem -- alle Gewerke beisammen! Ein Mitarbeiter kam dann auch tatsächlich kurzfristig, meinte das geht schon irgendwie, ist halt schwierig, aber die Elektrik im Haus sei mehr als fraglich. "Da muss der Chef ran, der ist Elektriker." Der kam dann auch bald und wir fanden "eine kreative Lösung" um den untauglichen Sicherungskasten im Haus unangetastet zu lassen: der Zähler ist ja außerhalb des Hauses und die Auftrennung erfolgt gleich nach dem Eintritt des Erdkabels im Keller, damit bleibt der nicht mehr den aktuellen Vorschriften genügende Sicherungskasten unberührt.
Eine erkennbare Planungsphase gab es dann nicht. Kein Dachbelegungsplan, kein elektrischer Plan, ein Wechselrichter mit 2 Strings für drei Dachflächen, keine Ertragsprognose. Wie das gehen soll? "Das machen wir dann schon, die Nachteile sind klein, parallelschalten." Dann kam ich auf die Idee mit der Nordseite, drängte auf einen zweiten Wechselrichter ... keine Reaktion.
Schließlich arbeiten die Handwerker am Dach, nachgedacht wird mit der laufenden Bohrmaschine in der Hand. Die Leute plagen sich wirklich mit den Realitäten, das ist zu bemerken. Entsprechend schief stehen manche dieser 25 bis 30 cm langen Stockschrauben aus dem Dach ... grässlich. Ich finde ein paar Zettel mit Modulen und unserem Dach, das passt aber wirklich nicht mit der Realität zusammen. Angeboten sind 24 Module, abgeladen werden 29, dann noch welche geholt, jetzt sind 35 am Dach -- also in Summe theoretische 14,5 kWp, die tatsächliche Leistung sollte einer durchschnittlich gut ausgerichteten 10-kWp-Anlage entsprechen. Die Ausrichtung der Module zueinander und Kabelführung sind ästhetisch stark verbesserungsfähig, da liegen wir noch ziemlich im Clinch.
Ebenso die Wechselrichter, zuerst falsch montiert, die Enwitec-Notstrom-Umschaltbox nicht berücksichtigt etc. Die Batterie angeblich bis in den Sommer nicht lieferbar, ich hab sie dann in Luxemburg günstiger bestellt und eine Woche später schon hier gehabt. Angeschlossen ist sie inzwischen, aber noch nicht in Betrieb genommen. Der Chef kam zur Besichtigund und die Art und Weise der Begutachtung verleitete mich zur Frage: "Haben Sie diese Batterie schon mal gesehen?" und er drauf: "Nein. Ich mag diese Hochvoltbatterien nicht." Aber er hat mir doch genau diese angeboten? ... im weiteren Gespräch entpuppt sich, dass er erst seit Jahresanfang 2022 Solartechnik installiert ...
Ein "Frischg'fangter" also. Hat ja alles seine Vor- und Nachteile.
Nachteil: Er kennt sich halt noch nicht so richtig aus.
Vorteil: Er hat nicht sofort abgelehnt, so wie alle sofort taten, die schon länger im Geschäft sind -- weil er sich eben nicht auskennt.
Ich weiß bis heute nicht ob ich mich nun darüber freuen soll oder nicht. Auf jeden Fall sieht er gut 10% der Gesamtsumme erst, wenn alles passt. Das taugt ihm nun nicht gerade ... aber er tut mir nicht leid, Lehrgeld muss man aus der eigenen Kasse bezahlen.
Egal. Es ist alles zumindest irgendwie oben, es funktioniert, es liefert Strom.
Und es war richtig teuer: Wir halten bei 31.800 Euro zzgl. Batterie 8.800 Euro und es fehlt noch die Enwitec-Umschaltbox (nicht lieferbar) und auch noch die Rechnung für die Montage und Material Smartmeter und Anschluss der Batterie. Das geht also in Summe in Richtung 44.000 Euro.
Ob das mit der Förderung in Höhe von 285 € pro kWp und die 200 € pro kWh Batterie jemals was wird (in Summe max. 6.000 €) ... er macht auch die Abwicklung ... wie steht es darum? Ungeklärt! Das österreichische PV-Förderwesen ist ja auch wirklich ein schlechter Witz. Rechne lieber mit nichts und erfreue dich an zufälligen ergatterten Zuschüssen.
Ich sag jetzt mal: Mit einem normalen Betonstein-Dach und mit ein bisserl entspannterem Einkauf ohne Zeitdruck geht das spürbar günstiger, ich denke 25% kann man da rausholen. Wenn Geld knapp ist lieber für 2024 planen und hart einkaufen. Eigenleistung wo möglich, Teile selber besorgen, alles hinterfragen. Unbedingt von Anfang an darauf schriftlich bestehen, dass du die Wechselrichter-Passwörter alle erhältst!
Und als allererstes einen Einspeiseantrag beim Netzbetreiber stellen und sehen was überhaupt möglich ist. Danach planen und die Förderung eher nicht einkalkulieren.
Zu den Erträgen bei uns.
Eigentlich gar nicht so übel. Die große Nordseite rettet uns gerade an eher schwachen, trüben Tagen das Ergebnis. Wäre schade drum gewesen! Und das steile Dach zeigt noch einen Vorteil: Das bisschen Schnee, das es bei uns gibt, das rutscht schnell ab. Erstaunlich: Auf der Nordseite wird der Schnee oft durch den Wind verblasen, auf der Südseite bleibt er liegen ... verkehrte Welt.
Bei einem durchschnittlichen Tagesverbrauch von 10 kWh (Spitzen bis 27 kWh mit 6x Waschmaschine + 6x Wäschetrockner, schwache Tage mit 6 kWh) kämen wir im rechnerischen Mittel (!) erstaunlich vollständig über die Runden. Hier die Diagramme der Fronius-Software, grün ist die kleine Ost- und die große Nordseite, blau die kleine Süd- und die unwesentlich größere Westseite.
Tagesdurchschnitt November 2022: 11,6 kWh
Tagesdurchschnitt Dezember 2022: 8,5 kWh
Tagesdurchschnitt Jänner 2023: 9,0 kWh
Das Dumme ist nur, die schlechten Tage kommen immer geblockt, immer gleich 2, 3 oder 4 hintereinander. So eine große Batterie (> 30 kWh) will man sich dann doch nicht mehr leisten ... man braucht dann auch schon einen eigenen Batterieraum etc.
Du siehst: Mit einer 50% potenteren Anlage, so wie es bei dir wahrscheinlich möglich wäre, ginge sich der normale Tagesbedarf praktisch immer sicher aus ... zum Heizen bleibt da in den dunkelsten Wintermonaten trotzdem noch immer nichts Nennenswertes übrig. Mitte November bis MItte Februar sind einfach die miesesten Monate. Besonders Schneelagen leiden dann.
Der Rest des Jahres ist voraussichtlich eine wahre Freude, aber da habe ich eben noch keine eigenen Werte. An die 75 kWh pro Tag sollten im Hochsommer möglich sein. Und bedenke: die Nordseite bringt an trüben Tagen wertvolle Erträge auf kleinem Niveau, legt dann im Sommer bei hohem Sonnenstand nochmal richtig los.
Der technische Vorteil deines großen und einfachen Daches wäre wahrscheinlich, dass die beiden Strings (SO und NW mit zB je 22–26 Modulen) die ideale Länge/Spannung von über 600 V erreichen. Bei mir liegt durch die kleinen Flächen alles um die 200 V, das kostet wieder 1% Wirkungsgrad (also eh ein akademisch interessanter Nachteil). Mit zwei Dachflächen klappt das auch mit einem Wechselrichter, das spart wieder einige Tausender. Die Batterie ist aktuell auch kein Thema, aber der Wechselrichter sollte damit umgehen können -- wieder 9.000 Euro gespart.
So richtig wirtschaftlich ist das angesichts der hohen Kosten in unserem Fall allerdings nicht. Warum mache ich das?
Ich will es mal als "Hobby" bezeichnen. Selber bin ich nun runde 55 Jahre alt und werde mit der Solaranlage hoffentlich gemeinsam und gesund 80. Geld kann man aktuell nicht sinnvoll risikofrei anlegen, die Lebensversicherungen und Wohnbauanleihen reiften alle gemeinsam ab, das Geld muss ja wohin, habe immer gut verdient. Also fiel die Wahl auf die Pelletheizung und die PV-Anlage als "Formen von Betongold". Auch wenn sich das vielleicht nicht oder kaum verzinst ... besser als die Inflation auszusitzen, dachte ich. Und wenn die Energiepreise 10 Jahre so hoch wie aktuell bleiben, dann werde ich mit 65 vielleicht noch richtig grinsen.
Und im (unwahrscheinlichen) Fall des Falles "Blackout" wird in unserem Haus dann das Licht brennen und die Heizung weiter schmurgeln -- während es bei den Nachbarn rundum finster wird. Geiles Kopfkino!