tricotrac
Fachmann
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- 17.07.2013
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Ich persönlich habe nie mit den neuen Bundesländern und deren Bewohnern zu tun gehabt. Einer meiner besten Kumpel überhaupt ist 1951 in die BRD geflüchtet. Mit sieben anderen Familien aus dem gleichen Dorf ! Alle wollten nicht in die LPG gepresst werden. Auf Umwegen ist der Kumpel in unserem "Dorf" gelandet und hat 40 Jahre einen gepachteten landwirtschaftlichen Betrieb geführt, bis unerwartet am 09. November 1989 die Mauer fiel. Acht Tage später war ich das erste Mal in meinem Leben im Osten. Langes Wochenende, da war hier im Westen damals noch Feiertag (Buß- und Bettag) dazwischen. Bis Helmstedt auf der A2, in Marienborn durch die Grenzanlage. Da standen die Grenzer bewaffnet herum und wußten überhaupt nicht wie ihnen geschah. Dann in Marienborn von der Autobahm runter und via alte B 1 Richtung Magdeburg. Entlang der Zonengrenze verlief eine fünf Kilometer breite Sperrzone, die auch von den Bewohnern nur mit Sonderausweis erreicht werden konnte. Da sind wir durch Dörfer gefahren, da waren die Granatsplitter von 1945 noch im Putz zu sehen, da wuchsen die Birken in den Dachrinnen und kein Mensch hatte sich mal die Mühe gemacht einen Gartenzaun zu streichen. Dann nach Magdeburg rein und durch. Katastrophal ! Dieser Gestank nach der Braunkohle und dem Zweitakter Dunst von Trabant und Wartburg. Mir brannten die Augen, so übel war das. Dann bei der örtlichen LPG bestialischer Gestank nach vergammeltem Silagefutter. Am schlimmsten habe ich dieses triste Grau in Grau empfunden.Findlingsstrassen , da ist hiesiges Kopfsteinpflaster die reinste Erholung dagegen.Was haben die denn nach dem Krieg überhaupt aufgebaut, überall runtergekommene Straßen und Städte, sogar noch die Einschußlöcher in den Fassaden!
So ähnlich habe ich das im Westen oft genug gehört, wenn die gewußt hätten daß ich Wossi bin. xD
Im Dorf dann auf seinem elterlichen Hof kein Zutritt bekommen, weil die LPG noch darin wirtschaftete. Meine Einschätzung dazu : Wohnhaus sanieren, alles andere abreißen und entsorgen und meine Bitte an den Kumpel bloß bei uns im Dorf zu bleiben.
Soviel zum Thema : Aufbau nach dem Krieg ! Ich kann da noch viele Beispiele liefern, ich habe privat 25 Jahre lang Aufbau Ost dort unterstützt !