Wärmepumpe im Wohnhaus Bj. 2000 ohne energetische Sanierung

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Hinnerk

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Hier im Forum wird ja recht häufig behauptet, dass sich eine Wärmepumpe in einem älteren Bestandshaus, insbesondere wenn dieses nicht über Fußbodenheizung verfügt wegen hoher Vorlauftemperatur nicht rentiert. Eine derartige Aussage ist pauschal gesagt schlicht nicht wahr.

Bereits vor mehr als 20 Jahren haben viele Bauherren energiebewusst gebaut so dass hohe Vorlauftemperaturen nicht erforderlich waren.
Meine Feststellung ist die, dass viele Haus- und Wohnungseigentümer ihre Heizung grundfalsch, d.h. mit viel zu hoher Vorlauftemperatur betreiben und die Heizkörperthermostaten selbst im tiefsten und kalten Winter halb zumachen um keine Saunatemperaturen zu erreichen.
Dass bei einen derartigen Betrieb einer Heizung eine Wärmepumpe unwirtschaftlich arbeitet sollte klar sein.

Wir heizen derzeit noch nicht mit einer Wärmepumpe. Ich bin mir aber völlig sicher, dass wir unser 260m² großes Haus mit seinen 21 Heizkörpern sehr wohl effizient und kostensparend beheizen können da wir die letzten Winter nach einem pingelig vorgenommenen hydraulischen Abgleich mit einer maximalen Vorlauftemperatur von 43 Grad auskamen. Dabei sind die Thermostatventile der Heizkörper in den zwei Wohnzimmern (wärmste Räume) stets bis zum Anschlag geöffnet.
Die genannten 43 Grad Vorlauftemperatur sind auch nur bei tiefsten Außentemperaturen erforderlich, also selten.

Und da soll sich eine Wärmepumpe ohne energetische Grundsanierung nicht lohnen? Das ist glatter Unsinn. Zugegeben, unser Haus ist dafür, dass es im Jahr 2000 fertiggestellt wurde recht gut isoliert. Die Außenwände bestehen alle aus 24er Ytong Gasbeton, 12 cm Kerndämmung WLG 035, 2 cm Luftschicht, Verblendmauerwerk (Klinker). Im Dach befindet sich 22 cm Vollsparrendämmung WLG 035 plus 2 cm Nut und Feder Dachplatten. Alle Fenster 2-fach Isolierglas 0,9 W/m²K.

So, und wo soll ich jetzt was teuer sanieren müssen damit sich eine Wärmepumpe rentiert? Meine Meinung: nichts.

Sicherlich war die von mir selbst vorgenommene Isolierung des Hauses seinerzeit nicht Standard aber so exotisch war es auch wieder nicht.
Mir ging es mit diesen Ausführungen nur darum zu belegen, dass sich eine Wärmepumpe in einem älteren Wohnhaus auch ohne Sanierung zumindest rechnerisch durchaus rechnet. Natürlich kann man immer mehr machen. Es fragt sich nur ob es Sinn macht.
 
Austro-Diesel

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Was in deinem Text fehlt ist die Beschreibung der Lage des Objektes, die Wohnraumtemperatur und deren eventuelle Abstufung in Nebenräumen, die Auslegungstemperatur und die Minimal-Temperaturen (über mehrere Tage) des Selbstversuches im letzten Jahr. 43° C Heizungsvorlauf ist je nachdem recht wenig bis eher gut.

Dein Haus ist für damalige Verhältnisse sehr gut gedämmt, deutlich überdurchschnittlich. Auch ist es offenbar recht groß und profitiert daher auch vom besseren Oberfläche/Nutzraum-Verhältnis. Das ist fein und deshalb wird oder würde das bei dir auch mit einer Wärmepumpe passabel klappen, ebenso in ähnlichen Objekten.


Unser Haus aus dem Jahr 2000 besteht aus "Durisol"-Steinen (das mit Beton ausgegossene Schalsteine aus magnesitgebundener Holzwolle), 6 cm Vollwärmeschutz, durchschnittliche Kunststofffenster mit 2fach-Verglasung und einer schlechten Eingangstür. Das bis zum Spitzboden ausgebaute Obergeschoss ist mit 20 cm Steinwolle als Zwischensparrendämmung isoliert. Die Lage ist geschützt, das Objekt durh die L-Forme ehr mit viel Außenfläche gestraft, dafür an einer eher kleinen Seite gekoppelt.

Bei den heurigen Mindesttemperaturen von –8° C über nur wenige Tage sah ich bei einer Raumtemperatur von 21,5 bis 22,5° C mehr im ganzen Haus Vorlauftemperatur von knapp 50° C an den Heizkörpern. Die NAT ist bei uns –13,4° C, welche wir schon jahrelang nicht mehr gesehen haben. Allersings auch schon mal –17° C für zwei Nächte in Folge. Der diesjährige Winter war auffällig mild, über lange Strecken gab es kleine Plusgrade. Auffällig war dafür der lange kühle April. Diese Wettersitutation ist eher günsstig für Wärmepumpen.
 
Wolle-e

Wolle-e

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Ich pinne mir den Beitrag mal an und berichte im nächsten Jahr.

Haus Bj, 1997, 170 m2 Wohnfläche, 125 m2 Hauptwohnung, 45 m2 Einliegerwohnung voll genutzt.
Mauer 36 Hohlzahnziegel mit Isolierputz und Isoliermörtel (so wurde das damals bezeichnet).
18 cm Zwischensparrendämmung, die wärmsten Räume im OG mit 4 cm Pavatex Decken innen nachisoliert.
Kunststoffenster zweifachverglast, NAT -14 Grad
Es werden sieben Räume und zwei Bäder beheizt.
100 m2 FBH, 9 Heizkörper getauscht und vergrößert, errechnete Heizlast vom Heizungsbauer waren 10,2 kW
Heizölverbrauch seit Beginn im Schnitt 1650 l plus 2 -3 Ster Buchenholz.

In den letzten Jahren hatte ich 48 Grad Vorlauf bei den Heizkörpern, nach dem Tausch 40 Grad im letzten Winter, hat auch im Dezember gereicht, als es mehrere Tage so kalt war.
Natürlich hilft da auch der Holzofen, aber nur im Wohnes-Esszimmer der Hauptwohnung.
In der Einliegerwohnung mit mehr als der Hälfte FBH reichten die schon immer eingestellten 33 Grad voll aus mit den größeren Heizkörpern.

Am Dienstag wird eine Viessmann Vitocal 250-A 251.A13 in Betrieb genommen.
Ich werde wie auch beim Öl über 27 Jahre penibel Buch führen und berichten.
 

corsa

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Einfach mal JAZ jährlich kontrollieren. Selbst mit FBH und Dämmung kommen LWP kaum an die 4 ran. Aber die 4 wird benötigt um gleiche Heizkosten zur Gasheizung zu haben (aktuell). Dementsprechend nicht wundern, wenn plötzlich die Heizkostenabrechnung in die Höhe schiesst, obwohl man ja grosse Investitionen in eine "umweltfreundliche" Heiztechnik investiert hat
 
Wolle-e

Wolle-e

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Ist mir schon klar das andere Maßnahmen folgen müssen, nicht gebrauchte Energie ist die beste Energie.

Was ich noch vergessen habe ist die 9,24 kWp PV aus 2010 und im September erfolgt eine Erweiterung um 10 kWp.
Somit kann die Heizkostenrechnung doch etwas besser ausfallen, selbst bei JAZ unter 4, aber wir werden sehen.
 
Austro-Diesel

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Dazu ist es spannend, wann der Heizwärmebedarf anfällt. Wenn der Winter mild und lang ist profitiert man mehr von PV-Fläche als wenn er hart und kurz ausfällt – bei demselben Heizenergiebedarf. Dezember und Jänner sind halt brutal beim PV-Ertrag.
 

PeterF

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Hier im Forum wird ja recht häufig behauptet, dass sich eine Wärmepumpe in einem älteren Bestandshaus, insbesondere wenn dieses nicht über Fußbodenheizung verfügt wegen hoher Vorlauftemperatur nicht rentiert. Eine derartige Aussage ist pauschal gesagt schlicht nicht wahr.
Ein "älteres Bestandshaus" mit "nur Heizkörper" kann auch aus schlechter dämmenden Steinen und dünneren Aussenwänden bestehen.
Und was ist dieses pauschale "älter" ? Bj. 2000 ? Baujahr 1980 ?

Die Behauptung ist also richtig - eine sehr pauschale Aussage, die als Warnung zu verstehen ist.

Dein Haus wurde gemäß Wärmeschutzverordnung 1995 gebaut (hoffen wir mal ..).
Wenn nicht geschlampt wurde, kannst du eine Wärmepumpen-taugliche VLT bei NAT erreichen.
Soweit die Hydraulik das zuläßt.

Mach nicht anderen, "unwissenden", unnötige Hoffnungen.
Jedes Haus muss individuell betrachtet werden.
So, und wo soll ich jetzt was teuer sanieren müssen damit sich eine Wärmepumpe rentiert? Meine Meinung: nichts.
Eine Wärmepumpe "rentiert" sich umso mehr, je weiter ich die VLT bei NAT runter bekomme.
Ob sich weitere Dämm-Maßnahmen "rechnen", steht auf einem völlig anderen Blatt.

Du hast ja schon Deine Meinung .. verkündet.
Am Ende siehst Du das dann ja auf Deiner Stromrechnung.
Wenn gut, dann gut. Wenn nicht, dann kannst Du ja immer noch nachdämmen, soweit möglich.
 
Wolle-e

Wolle-e

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Das der PV-Ertrag von November bis Februar nicht gut ist, ist mir bekannt, drum die Erweiterung
Obs sich rechnet ist i. Mo. nicht bekannt, aber bisher habe ich mich immer geärgert was aufgeschoben zu haben.
Die Anlage könnte bereits seit 2012 oben sein. Da ein Bekannter die Anlage installiert, passt der Preis.

Ebenso wurde von einem sehr gut bekannten Heizungstechniker die Heizlast berechnet, dabei wurde jeder Raum einzeln betrachtet.
Wie gesagt, weiter Maßnahmen folgen später, wenn nötig.
 
Austro-Diesel

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Klingt doch gut, der Plan!

Mit 14 kWp in eher mittelprächtiger Ausrichtung komme ich im Dezember und Jänner hier im Süden von Wien je nach Wetter auf 30 bis 90%, über eine Woche auf rund 70% Abdeckung des elektrischen Eigenbedarfs (ca. 3.600 kWh/a) ohne Wärmepumpe.

Wenn du deine PV-Anlage nun auf 20 kWp skalierst kannst du mit einer durchschnittlich 100%-igen Abdeckung des Eigenbedarfs rechnen. Das ist schon etwas. Und bis Mitte November und ab Mitte Februar sollte sich ein spürbarer Beitrag zum Wärmepumpen-Strombedarf ausgehen.

Auf jeden Fall ist alles besser als Nichtstun, das Geld der Inflation anzuvertrauen und die Klimaerwärmung zu ignorieren.
 
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Dr Schorni

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@Hinnerk
DEIN Haus ist ja nicht nur Standard 2000 sondern sogar besser. DAS ist super, perfekt und auch das einzig richtige getan, aber das ist KEIN klassisches "Alt/Bestands-Haus" das immer mal wieder überall zitiert wird! Ein solches Alt/Bestands-Haus ist VOR BJ 1990 und meist unsaniert. Und um DIE gehts. DIE sind kritisch bzgl WP. Und NICHT Dein Vorzeige-Haus. Denn alles NACH 1990 MUSS selbstverständlich WP-ready sein, ohne große Maßnahmen, denn sonst muss man beim Bau gepennt und geschlampt haben.
 
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