Viele verlinkte Beiträge. Im vorhergehenden Beitrag hast du einen Artikel aus dem "Standard", einer linksliberalen österreichischen Tageszeitung, per Eigendefinition ein "Qualitätsmedium" zitiert. Dieses Medium ist mir bestens bekannt, ich als tendenziell konservativer Mensch habe davon auch ein Online-Abo zur "Kulturförderung".
Der Arbeitseinsatz, den die Redaktion dieser "ernsthaften Tageszeitung" in die Artikel investiert, zeigt traditionell eine große Bandbreite. Von Copy/Paste aus den Presseagenturen über spitze Kommentare bis zu brauchbar recherchierten Sachartikeln.
Leider kommen auch immer wieder solche "Nieten" zusammen, wie dieser PV-Strom-Drama-Artikel.
Nicht, dass es diese Problematik nicht gäbe. Allerdings stehen außer ein paar Stehsätzen keine verwertbaren Informationen drin, die Grafiken zu den verschiedenen Netzebenen sind nett gezeichnet, sagen aber nicht darüber hinaus aus als das, dass es sie eben gibt.
Das Thema des nötigen Netzausbaus ist so alt wie die Erneuerbaren Energien. Wohl ein Vierteljahrhundert.
Landesenergieversorger und die von ihnen abgespalteten Netzbetreiber sind sich einig, dass die durchaus vorhandenen merkantilen Überschüsse in diverse Landes- und Bundesbudgets fließen, als zielstrebig und nachdrücklich in das Notwendige investiert zu werden.
In seltener Einigkeit mit denselben hat die Politik die letzten 20 Jahre absolut nichts unternommen um es den Netzbetreibern zu erleichtern, die nötigen Infrastrukturen gegen lokale kleingeistige Interessen durchsetzbar zu machen. Das Floriani-Prinzip gilt hier wie bei vielem anderen, wichtige Entscheidungen sind wegen Unpopularität nicht getroffen worden.
Aufgeschoben bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, und der kommt jetzt.
Mein Mitleid hält sich daher in recht engen Grenzen.
Jetzt, wo PV-Betreiber als "Kleinunternehmer" tätig werden und die Netzbetreiber als Handlanger der Landesenergieversorger durch die breite Investitionslust der Kundschaft ihre Pfründe in Gefahr sehen, jetzt werden sie handeln müssen und sie werden das auch bezahlen müssen. Was in 20 Jahren nur eingeschränkt eingeführt wurde wird nun in wenigen Jahren gelingen müssen.
Das ist die Macht des Marktes. Es wird nicht möglich sein, größeren Anteilen der Bevölkerung, die bereit sind etwas für Nachhaltigkeit und Autarkie beizutragen, die Zukunft zu verbieten. Das wird den Volkszorn schüren – und die Gesetze machen noch immer die Vertreter des Volkes. Früher oder später werden die Volksvertreter in ihrer Not Zwänge formulieren, die bisher leidlich ausgesessen wurden.
Was ist daran so schwer, die leistungsstarken Wechselrichter ein wenig intelligenter – so wie alle Kraftwerke gesteuert werden – fernzusteuern?
Was ist daran so unmöglich, mittels PV-Batterie die brutale Mittagsspitze einer PV-Anlage zu glätten?
Warum gibt es keine Vorschriften oder Förderungsregeln, vorrangig Ost-West-PV-Anlagen zu bauen, die zu Mittag weniger effizient, dafür aber morgens und abends nützlicher produzieren?
Wo sind die E-Autos, die mit großer Netzdienlichkeit dann laden, wenn Strom im Überfluss entsteht und bei Mangel einen Teil der Kapazität wieder rückspeisen können?
Wo sind Vorgaben, dass auf Gewerbe- und Industrieanlagen ein gewisser Anteil des elektrischen Eigenverbrauchs — der ja großteils bei Tageslicht anfällt — mit lokaler Produktion zu decken ist?
Unter "Smart Grid" verstehe ich aufwändigeres als das, was bisher implementiert wurde.
Immerhin gibt es in Österreich so gut wie keine Ferraris-Zähler mehr.
Immerhin haben wir im Österreich auch so gut wie im hintersten Winkel Internet und Mobilfunk auf LTE-Niveau.
Es wäre ein leichtes mit dieser gegebenen Infrastruktur "smarter" zu agieren. Wenn man nur wollte.
In Österreich entstehen 40 bis 80% des elektrischen Stroms durch Wasserkraft diverser Art. Der Rest aus Wind und Sonne, ein Teil aus Erdgas, Fehlbeträge füllen dankenswerter Weise auch hier die Polen, Tschechen, Slowenen und Ungarn mit ihren Kohle- und Kernkraftwerken auf. Wir sind in dieser Hinsicht ein gesegnetes Land, die Stromentstehung ist meist zu mehr als 90% CO2-frei.
Die in der Masse problematische Empfehung zur Wärmepumpe ist ja im Prinzip eine gute Sache. Nur zu oft aber auch in engen Grenzen. Österreich ist in weiten Teilen alpin, ein klimatisch raues Land, wo im Winter mit Wärmepumpen kein Blumentopf zu gewinnen ist.
Der Großteil der Bevölkerung lebt in Ballungsräumen mit einem Wohnungsbestand, der schwer bis nicht mit Wärmepumpen zu versogen ist. Am ehesten funktioniert die Technik noch im klassischen Einfamilienhaus in großen Gärten, die aber aufgrund der Grundstückspreise immer öfter zu klein für die nötigen Abstände werden.