Hydraulische Weiche - muss das sein?

Diskutiere Hydraulische Weiche - muss das sein? im Allgemeine Fragen Forum im Bereich Heizungshersteller; Unser 23 Jahre altes Gasbrennwertgerät in unserem Mehrfamilienhaus, ein Buderus GB112-43, soll noch dieses Jahr durch ein neues Gasbrennwertgerät...

Heizi54

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Unser 23 Jahre altes Gasbrennwertgerät in unserem Mehrfamilienhaus, ein Buderus GB112-43, soll noch dieses Jahr durch ein neues Gasbrennwertgerät ersetzt werden, obwohl es voll funktionsfähig ist. Der Grund liegt einzig und allein an dem auch hier im Forum diskutierten Konzeptpapier vom 14.7.22 aus dem BMWK.

Es soll ein Viessmann Vitodens 200-W, 2,5 - 32 kW, werden. Möglicherweise auch ein 300-W. Der erste - von vermutlich drei - Heizungsbauern war heute da und wird in 2 bis 3 Wochen ein Angebot abgeben. Wir sind uns bezüglich der Technik im Großen und Ganzen einig, mit einer Ausnahme: Der Heizungsbauer plädiert für eine hydraulische Weiche.

Ich bin eher gegen die hydraulische Weiche, aus folgenden Gründen:
1. Höhere Verluste durch Anhebung der Rücklauftemperatur im Kesselkreis (falls mit einer hyd. Weiche gearbeitet wird); der Brennwertnutzen nimmt ab.
2. Beim Einsatz der hyd. Weiche muss eine zusätzliche Pumpe angetrieben werden.

Vor 23 Jahren hat der gleiche Heizungsbauer den GB112-43 in diesem Haus ohne(!) hydraulische Weiche verbaut. Das Gerät läuft seit 23 Jahren perfekt. (Ich würde es nicht ersetzen, gäbe es nicht das Konzeptpapier. ) Alle 32 Heizkörper werden schnell warm, es gibt keine störenden Strömungsgeräusche. Noch nie hat sich ein Mieter diesbezüglich beschwert. Es ist bisher kein hydraulischer Abgleich gemacht worden. Trotzdem hat der Heizungsbauer Angst, auf die Weiche zu verzichten. Er sagt, durch den (geforderten) hydraulischen Abgleich kann sich die Situation verschlechtern. Es könnten dann zukünftig Strömungsgeräusche auftreten.
Ich sage, das kann eigentlich nicht sein, weil der maximale Förderstrom des Vitodens 200-W (2,5-32 kW) kleiner als der maximale Förderstrom des GB112-43 ist. Bei Bedarf kann ich hier die Diagramme der Restförderhöhen über den Förderströmen für beide Geräte einstellen.

Kurze Beschreibung: Die Restförderhöhe ist bei beiden Kesselpumpen bei max. Modulation ungefähr gleich hoch, der Förderstrom der Pumpe des GB112-43 ist aber höher. Das ist nicht verwunderlich. Der GB112-43 liefert bei Bedarf max. ca. 40 kW, der Vitodens 200-W (2,5-32 kW) liefert nur max. 32 kW.

Es könnte aber auch ein anderes Problem entstehen, argumentiert der Heizungsbauer, nämlich durch den zu niedrigen Förderstrom.
Ich sage, auch das kann nicht sein. Ich weiß durch ausführliche und langjährige Untersuchung und Beobachtung meines GB112-43 (in über 20 Jahren), dass der nie mehr als 30 kW im Heizbetrieb abgegeben hat. In diesem Winter waren es maximal 25-26 kW morgens kurzfristig beim Anheizen, als vermutlich viele Heizkörper an waren und draußen -7°C herrschten. Nach 1 bis 2 Stunden ging dann der Leistungsbedarf auf z. B. 15-18 kW runter. 85-90% des Jahres läuft der GB112-43 im Ein-Aus-Betrieb, weil er nur bis ca. 11,5 kW heruntermodulieren kann.
Daher mein Argument: Wenn Viessmann die Pumpe des Vitodens 200-W (2,5-32 kW) richtig ausgelegt hat, dann muss sie in der Lage sein, bei einer Maximalvorlauftemperatur von ca. 60 bis 65°C den notwendigen Förderstrom zur Verfügung zu stellen.

Ich kann daher keine Daseinsberechtigung für eine hydraulische Weiche erkennen. Ich billige aber dem Heizungsbauer zu, dass er mehr Erfahrung hat, als ich. Er kann mir aber den Einsatz der hydraulischen Weiche nicht wirklichen begründen. Es scheint mehr ein Bauchgefühl zu sein.

Jetzt kommt noch der hydraulische Abgleich hinzu. Das Haus hat drei beheizte Stockwerke + Keller. Im Keller steht die Zentralheizung.

Deshalb meine Frage: Was spricht, neben den oben vorgebrachten Argumenten noch für den Einsatz der hydraulischen Weiche? Oder sind meine Argumente falsch?
 

KarlZei

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Daher mein Argument: Wenn Viessmann die Pumpe des Vitodens 200-W (2,5-32 kW) richtig ausgelegt hat, dann muss sie in der Lage sein, bei einer Maximalvorlauftemperatur von ca. 60 bis 65°C den notwendigen Förderstrom zur Verfügung zu stellen.
Theoretisch ist die Pumpe für 32kW bei 20K Spreizung nur mühsam ausreichend; sie liefert etwas über 1.300l/h bei geringer Restförderhöhe. Wenn das langt, dann braucht es keine Weiche. Nur muss der Heizungsbauer auch mitspielen, weil der die Gewährleistung übernehmen muss - auch, wenn Du explizit auf die Weiche verzichtest.
Deshalb meine Frage: Was spricht, neben den oben vorgebrachten Argumenten noch für den Einsatz der hydraulischen Weiche?
Nichts, wenn sie nicht erforderlich ist.
 

Heizi54

Guest
Ich habe dem Heizungsbauer die entsprechenden Restförderhöhe-Diagramme für den GB112-43 sowie den Vitodens 300-W mitgegeben. Der Vollständigkeit halber stelle ich die Förderstromdiagramme für den Buderus GB112-43 sowie die Viessmann Vitodens 300-W und 200-W ein. Auch zwischen den beiden Viessmann-Geräten besten Unterschiede. Es geht bei meinen Betrachtungen allein um die 32 kW-Geräte!
 

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HH01

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Daher mein Argument: Wenn Viessmann die Pumpe des Vitodens 200-W (2,5-32 kW) richtig ausgelegt hat, dann muss sie in der Lage sein, bei einer Maximalvorlauftemperatur von ca. 60 bis 65°C den notwendigen Förderstrom zur Verfügung zu stellen.
Vielleicht verstehst du auch das Problem nicht ganz....

Beim Pfeifen nach hydr. Abgleich. geht es um den Teillastfall.

Wenn nur 1-2 HK die minimale Leistung von 2,5 kW bei 15-20 k Spreizung abfragen, dann hast in den "gemeinsamen" Leitungen quasi keinen Druckverlust mehr. Und somit insg. wenig Volumenstrom bei sehr wenig Druckverlust. Und wenn die Pumpe bei dem geringen Volumenstrom eben mehr Förderhöhe bringt, dann steht mehr Druck am gedrosselten Ventil an. Dann kommt zuviel Volumenstrom durch das Ventil und es pfeift.
 

Heizi54

Guest
Das Thema Hydraulischer Abgleich erachte ich als zweitrangig, um nicht zu sagen unwichtig.
Der Heizungsbauer sagt, sollte nach dem hydraulischen Abgleich ein oder mehrere Heizkörper pfeiffen, dann werden die entsprechenden voreinstellbaren Ventile weiter geöffnet, bis das Pfeiffen weg ist.
Ich hatte das mit dem hydraulischen Abgleich nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Es ist unwichtig.

Bei meinem Textteil, den du zitierst, ging es um einen ganz anderen Sachverhalt.
 

KarlZei

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Auch zwischen den beiden Viessmann-Geräten besten Unterschiede.
Wobei anzumerken wäre, dass die gleiche Pumpe verbaut ist. Ich vermute, dass das mit der unterschiedlichen Hydraulikgruppe (inkl. Volumenstromsensor) zu tun hat. Aber die paar Liter machen IMO den Kohl auch nicht fett.
 

Heizi54

Guest
Von einer Viessmann-Vertretung habe ich nochmal ein paar Unterschiede zwischen dem Vitodens 200-W und 300-W erfahren:
Wenn man vergleicht, dann nur den Vitodens 200-W, 2,5-32 kW, Typ B2HF mit dem Vitodens 300-W, 2-32 kW, Typ B3HG.
Da bestünden hinsichtlich der Hydraulik folgende Unterschiede:
- Der Vitodens 200-W, B2HF habe ein Überströmventil, der 300-W habe keins.
- Dafür habe der Vitodens 300-W eine Restförderhöhenregelung; die habe der 200-W nicht.

Für die Direktversorgung der Heizkörper wäre deshalb der Vitodens 300-W besser geeignet. Allerdings empfahl mir der Viessmann-Mitarbeiter auch dringendst die hydraulische Weiche. Da gäbe es so eine Art Pi x Daumenregel. Ab einer bestimmten Zahl von Heizkörpern muss die hydraulische Weiche eingesetzt werden. Bei dem typischen Ein- und Zweifamilienhaus kann man üblicherweise darauf verzichten.
Quantitativ belastbare Aussagen konnte der Mitarbeiter aber auch nicht liefern. Er bestätigte aber die Aussagen des Heizungsbauers.

Ich verstehe nach wie vor nicht, wieso die Pumpe eines 32 kW-Heizgerätes nicht die Heizkörper direkt mit 32 kW versorgen kann, dass aber eine (größere) Pumpe hinter einer hydraulischen Weiche das dann schaffen soll.
 
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HH01

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Bei meinem Textteil, den du zitierst, ging es um einen ganz anderen Sachverhalt.
Klar ist das das richtige Zitat. Einen Satz weiter kannst du nicht nachvollziehen, warum man eine Weiche gebrauchen könnte.

Eine Rücklauftemperaturerhöhung ist sie wenn Volumenstrom Kessel > Volumenstrom Verbraucher.

Wenn du aber in der Teillast-Situation zuviel Volumenstrom durch die wenigen HK hast, dann kommt auch eine zu hohe RL-Temperatur dabei raus. Somit ist die RL-Temperatur auch unnötig hoch.
 
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