Öko Strom Zertifikate und was sie aussagen…

Diskutiere Öko Strom Zertifikate und was sie aussagen… im Wärmepumpe, Gebäudekühlung Forum im Bereich Regelungstechnik / Erneuerbare Energien; Anbei ein Artikel aus der neuen Züri Zeitung von heute. Die führende CH Wirtschaftszeitung mit Bürgerlichem konservativen Hintergrund. Mehr...
Heizer21

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Anbei ein Artikel aus der neuen Züri Zeitung von heute.
Die führende CH Wirtschaftszeitung mit Bürgerlichem konservativen Hintergrund.

Mehr Kohlestrom aus Deutschland: Der CO2-Gehalt im Schweizer Strom steigt deutlich an
NZZ

Der Artikel beleuchtet das Thema der Strom „Öko„ Zertifikate aus CH Perspektive.
Die beschriebenen Hintergründe gelten aber ähnlich auch in D und Ö.

Es zeichnet sich ab, dass der Mehrpreis für Öko Strom/Zertifikate (noch) nichts wert ist.
Ich beziehe trotzdem solche…
Auf Grund von solchen Infos hab ich mich dann aber gegen Wärmepumpe und für eine moderne Pellets Zentralheizung entschieden.
Da muss man dann auf die Holzherkunft schauen, aber da sit man dan selber für Verantwortlich.

Wenns interessiert…



Die Schweiz kann sich glücklich schätzen: Mit der Wasserkraft, der Kernenergie und den erneuerbaren Energien ist die heimische Stromproduktion so klimafreundlich wie fast nirgends sonst in Europa. Zwar wurde in den vergangenen Monaten im aargauischen Birr auch ein mit Gas oder Öl betriebenes Notkraftwerk gebaut, doch zum Einsatz kommen musste es noch nie.


Heisst das nun auch, dass der Strom, den wir aus der Steckdose beziehen, sauber ist? Leider nein. Denn die Unternehmen und Haushalte in der Schweiz verbrauchen nicht immer genau so viel Strom, wie produziert wird. Je nachdem, ob zu viel oder zu wenig Strom im Inland vorhanden ist, findet ein Austausch mit den Nachbarländern statt. Vor allem im Winter muss die Schweiz deshalb Strom importieren. Es handelt sich dabei zu einem grossen Teil um Elektrizität, die aus fossilen Energiequellen stammt.


Knapp 10 Prozent des in der Schweiz verbrauchten Stroms stammte deshalb 2022 von Kraftwerken, die mit Gas, Kohle oder Öl betrieben werden, wie neue Berechnungen des Energieunternehmens Aliunid zeigen. Seit Jahresbeginn sind die Werte gar nochmals leicht angestiegen.

Anstieg der CO2-Emissionen seit 2020
Das wirkt sich auf den CO2-Gehalt des verbrauchten Stroms aus: 2020 wurden im Durchschnitt mit jeder Kilowattstunde (kWh) noch 71 Gramm CO2 ausgestossen. 2021 stieg dieser Wert bereits auf 99 Gramm CO2. Im vergangenen Jahr wiederum waren es gar 112 Gramm CO2 pro kWh. «Innerhalb von zwei Jahren ist der CO2-Gehalt damit um 58 Prozent gestiegen», sagt Aliunid-Chef David Thiel. Er stellt auch bei den absoluten Emissionen des Schweizer Stromverbrauchs seit 2020 wieder einen Anstieg fest, nachdem die Treibhausgas-Belastung in den Jahren davor kontinuierlich zurückgegangen ist.

Thiel und sein Team berechnen die CO2-Emissionen im Schweizer Strommix aus öffentlich verfügbaren Quellen zu den physischen Stromflüssen, so etwa Daten vom Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber für Elektrizität sowie von der Schweizer Netzgesellschaft Swissgrid. Gestützt werden die Ergebnisse von Aliunid durch eine Forschergruppe der Universität Genf, die mit der Plattform horocarbon.chebenfalls in Echtzeit die CO2-Emissionen im Stromsektor misst. Gemäss ihren Berechnungen ist der CO2-Gehalt des verbrauchten Stroms in der Schweiz im vergangenen Jahr ebenfalls deutlich angestiegen und betrug 109 Gramm pro Kilowattstunde.

Doch was sind die Gründe dafür, dass der konsumierte Strom in der Schweiz in den letzten Jahren stetig dreckiger wurde? Laut Elliot Romano, wissenschaftlicher Mitarbeiter von der F.-A.-Forel-Abteilung für Umwelt- und Wasserforschung an der Universität Genf, hat das vor allem damit zu tun, dass ein grosser Teil der französischen Kernkraftwerke im vergangenen Jahr wegen Wartungsarbeiten stillstand. Er sagt: «Weil die Kernkraft nicht in vollem Umfang verfügbar war, mussten deutsche Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen den fehlenden Strom ersetzen.» Obwohl die fehlende Kernenergie zum Teil auch durch Strom aus erneuerbaren Technologien kompensiert worden sei, habe dies unter dem Strich zu einem höheren CO2-Gehalt des importierten Stroms geführt.

Ein weiterer wichtiger Faktor waren dabei auch der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise. Seit Sommer 2022 sah sich Deutschland wegen der Gasknappheit gezwungen, alte Kohlekraftwerke ans Netz zu nehmen. Gleichzeitig mussten diese auch den Rückgang bei der Kernenergie in Deutschland kompensieren.

Zahlen des Bundes bilden Realität nicht ab
Die Zahlen des Energie-Startups Aliunid sowie der Universität Genf weichen stark von der offiziellen Statistik ab, die der Bund jährlich herausgibt. Gemäss dem Bundesamt für Energie (BfE) stammten 2021 rund 80 Prozent des Stroms aus Schweizer Steckdosen von erneuerbaren Energien. Weitere 19 Prozent stammen von der Kernenergie, während der Strom aus fossilen Energieträgern nicht einmal zwei Prozent ausmacht.

Die Zahlen des Bundes geben die Realität auf den Strommärkten allerdings nur verzerrt wieder. Denn sie fussen nicht etwa darauf, woher der Strom kommt, der physisch in die Haushalte und Unternehmen fliesst. Vielmehr werden sie auf der Grundlage von sogenannten Herkunftsnachweisen für Strom ermittelt. Diese Papiere werden europaweit für jede Kilowattstunde nachhaltig produzierten Strom ausgestellt – und werden losgelöst vom tatsächlich gelieferten Strom gehandelt.

Eingekauft werden die Nachweise jeweils für ein ganzes Jahr; der Produktionszeitpunkt wird dabei ignoriert. So kann ein Herkunftsnachweis, der im Sommer bei Tageslicht erzeugt wurde, zur Kennzeichnung des im Winter bei Nacht verbrauchten Stroms verwendet werden. In Tat und Wahrheit jedoch stammt der Strom, der im Dezember aus der Steckdose kommt, bloss zu einem geringen Teil aus den Primärquellen Wasser, Sonne und Wind. Das erlaubt es Stromversorgern, ihrem Strom ein grünes Mäntelchen umzuhängen.

«Herkunftsnachweise auf Jahresbasis können nicht glaubwürdig belegen, dass in jedem Zeitpunkt wirklich CO2-armer Strom in einen Haushalt geflossen ist», sagt Aliunid-Chef David Thiel. Er illustriert dies am Beispiel des Elektroautos: Ein Tesla Modell 3 etwa verursache 7 Gramm CO2 pro Kilometer, wenn er mit Solarenergie geladen wird. Werde das E-Auto mit Schweizer Standard-Strom betrieben, verursache es jedoch fast dreimal so viel. «Ein Herkunftsnachweis auf Jahresbasis sagt daher nichts darüber aus, mit welchem Strom das Auto an einem bestimmten Tag tatsächlich geladen wurde.»

Daten im Sekundentakt benötigt
Eine Reduktion des CO2-Gehalts im verbrauchten Strom liesse sich laut Thiel schrittweise erreichen, indem zunächst eine möglichst transparente Dokumentation geschaffen wird. «Dafür aber braucht es aktuelle Daten – idealerweise im Sekundentakt.» Erst wenn diese Informationen vorliegen würden, könne die Produktion bedarfsgerecht ausgebaut und der Verbrauch und die Produktion aufeinander abgestimmt werden. Technisch ist dies möglich: Aliunid bietet selber eine App an, die in Echtzeit aufzeigt, ob der gerade konsumierte Strom aus einheimischer Produktion stammt oder von einem Kohlekraftwerk in Deutschland.

Auch die Politik hat das Problem mittlerweile erkannt. So hat das Parlament beschlossen, dass die Herkunftsnachweise künftig nicht mehr jährlich, sondern quartalsweise ausgestellt werden müssen. Der Bund erhofft sich davon nicht nur, dass die Transparenz für die Verbraucher erhöht wird. Auch werden die richtigen Knappheitssignale ausgesendet, wenn die Gültigkeit der Nachweise verkürzt wird: Die Herkunftsnachweise für die Sommerproduktion werden damit günstiger – und jene für den Winter teurer. Damit entsteht laut dem Bund ein Anreiz, die Stromproduktion in den Winter zu verschieben, sei es durch saisonale Speicherung oder durch einen Ausbau der Kraftwerkskapazitäten mit hoher Winterproduktion.
 
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