Das Problem ist doch nicht der Strom, sondern hauptsächlich seine Verteilung. In Deutschland wird Windstrom vor allem im Norden und Osten produziert, in Süddeutschland hingegen hat man sich gegen die Windräder lange sehr erfolgreich zur Wehr gesetzt. Gegenwärtig ist die Situation so, daß es schlicht an Stromtrassen fehlt, um den im Norden reichlich vorhandenen Windstrom nach Süddeutschland zu bringen.
Es ist ein absoluter Nebenkriegsschauplatz, darüber zu philosophieren alle Autos auf Strom "umzustellen". Denn der Münchener bekommt keine einzige kWh mehr Strom aus dem dortigen Netz, nur weil in Saudi-Arabien weniger Strom für die Ölförderanlagen verbraucht wird. Mehr Milchmädchenrechnung geht gar nicht.
Du müßtest die Rechnung dann auch vollständig aufmachen, was kostet der Ausbau von Wind- und Solarkraftanlagen und des Stromnetzes, wieviel Energie wird für diesen aufgewendet, was kostet die Umstellung der Produktion von Fahrzeugen auf E-Antrieb, was wird mit den Arbeitskräften, die bisher Verbrennungsmotore, Auspuffanlagen oder Getriebe hergestellt haben? Wo kommt die Ladeinfrastruktur her? Woher kommt der Strom, wenn weder die Sonne scheint noch der Wind weht?
Und zu guter Letzt: Wir leben nun wieder in der Realität. Krieg ist kein Ereignis mehr, das zur Geschichte gehört oder gaaanz weit entfernt stattfinden mag. In Europa tobt gerade ein blutiger Krieg, da will ich gern mal hören wie man sich vorstellt unter Kriegsbedingungen Fahrzeuge vom PKW über den LKW bis hin zum Panzer elektrisch zu betreiben. Auf eine Kriegslage auch bei uns müssen wir uns heute wieder einstellen, sie kann jederzeit eintreten.
Ist es sinnvoll oder auch nur verantwortbar, sich im Verkehr auf den E-Antrieb zu stützen, der unter Kriegsbedingungen praktisch binnen Stunden unbrauchbar wird? Wir leben nicht mehr in der imaginären Welt des scheinbar ewigen Friedens, Rußland hat seine Ambitionen klargestellt und auch wenn es derzeit schwächelt sollten wir uns keiner Illusion hingeben, Rußland wird seine Streitkräfte nach dem Krieg wieder hochrüsten und diesmal richtig. Das mag vielleicht ein knappes Jahrzehnt dauern, eher weniger, aber dann müssen wir bereit sein damit umzugehen. Dazu paßt mit Sicherheit kein Fahrzeugbestand, den man mit ein paar gezielten Angriffen auf unser Stromnetz aus der Ferne stilllegen kann. Dazu passen auch keine wegrationalisierten Tankstellen, weil auch der Kraftstoff für Notstromgeneratoren irgendwo ortsnah verfügbar bleiben muß.