Solarthermie und Kamin für Heizung & Brauchwasser sinnvoll?

Diskutiere Solarthermie und Kamin für Heizung & Brauchwasser sinnvoll? im Solartechnik / Photovoltaik Forum im Bereich Regelungstechnik / Erneuerbare Energien; Guten Tag zusammen, Ich bin zZ bei der Ausgestaltung meines Hausbauprojektes. Dabei stellt sich natürlich auch die Frage nach der Heizungsart...

Ron

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Guten Tag zusammen,

Ich bin zZ bei der Ausgestaltung meines Hausbauprojektes. Dabei stellt sich natürlich auch die Frage nach der Heizungsart.
Wie jeder, würde ich mich natürlich gern unabhängig von Gas und Öl machen wollen. Dann bleiben eigentlich nur Holz, Solarthermie oder Wärmepumpe. Da meine Dachfläche relative gross wird, schwebt mir momentan der Gedanke im Hirn rum, dass man ja Solarthermie mit einem Kamin und Wasserspeicher kombinieren könnte. Holz ist ebenso nicht das Problem auf die nächsten Jahre.

Hat jemand solch eine Kombination (Solarthermie + Kamin) in einem sehr gut Gedämmten Haus, am laufen und wenn ja, noch zusätzlich mit einer kleinen Gasheizung zB oder völlig autark?

Das Dach soll recht flach werden mit etwa 16° aber von der Fläche gross. Stellen sich einige Fragen: (vielleicht kann mir ja jemand auf die "Schnelle" weiterhelfen:
- Reicht die Steigung um eine vernünftige Erwärmung im Winter sicherzustellen?
- Ist bei einem Kamin mit 10+KW zu gross für ein modern gedämmte Haus? (1/3 2/3 bei der Berechnung der Strahlungswärme) (offener Wohne- Küchenbereich ~60m2 mit hohen Decken ~200m3)
- Was für eine Grösse für den Wärmespeicher wäre zu empfehlen bei Brauch- Heizungsnutzung?

Ich denke da werden im Laufe der Zeit noch einige Fragen hinzukommen. Für erste Erfahrungen wäre ich dankbar.

Viele Grüsse

Ron
 
Hausdoc

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Ron schrieb:
Holz ist ebenso nicht das Problem auf die nächsten Jahre.
Doch , die Holzpreise explodieren grad.
Bei uns ist Hartholz nicht mehr unter 100€ zu bekommen. Damit liegen die Brennstoffkosten deutlich über Öl oder Gas.
Ron schrieb:
- Was für eine Grösse für den Wärmespeicher wäre zu empfehlen bei Brauch- Heizungsnutzung?
Wohnfläche gesamt?


Ron schrieb:
Kamin und Wasserspeicher
Du möchtest wirklch den gesamten Brennstoff durch den Wohnraum schleifen?


Ron schrieb:
Wie jeder, würde ich mich natürlich gern unabhängig von Gas und Öl machen wollen.
Warum?

Du wirst immer abhängig sein. Egal von was.
 
Wolfhaus

Wolfhaus

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Ron schrieb:
Hat jemand solch eine Kombination (Solarthermie + Kamin) in einem sehr gut Gedämmten Haus, am laufen und wenn ja, noch zusätzlich mit einer kleinen Gasheizung
Dann las dir mal dafür die Kosten ausrechnen. Abgasanlagen nicht vergessen. Das Geld wirst du nie wieder damit erwirtschaften. Der Kamin muß wasserführend sein, damit er in die Heizungsanlage eingebunden werden kann.

Hausdoc schrieb:
Du wirst immer abhängig sein. Egal von was.
So ist das leider, der Grund dafür ist, daß es keinen Energiespeicher gibt der in der Lage ist, die anfallende Energie im Sommer für den Winter zu speichern.

Hausdoc schrieb:
Wohnfläche gesamt?
Ist die Grundlage jeglicher Energieberechnung die dann zur Entscheidungsfindung benötigt wird. Bei der Nutzung von Solarthermie ist eine Fußbodenheizung ein muß und für eine Brennwertheizung vorteilhaft.
 
gesbb

gesbb

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Hallo,
Ron schrieb:
Dann bleiben eigentlich nur Holz, Solarthermie oder Wärmepumpe.
Holzverbrennung ist die uneffizienteste Art der Energienutzung (schlechteste Anlagenaufwandszahl). Bestenfalls, wenn Holz dauerhaft und sicher zur Verfügung steht (eigener Wald). Aber auch hier sind die Kosten und Zeitaufwand bis das Holz brennfertig ist, nicht zu unterschätzen.
Solarthermie ist in EFH/ZFH mit normalen Nutzergewohnheiten, anders als z.B. in Gewerbebetrieben, meist unwirtschaftlich.
Je mehr Wärmeerzeuger am Prozeß beteiligt sind, je größer die Kompromisse hinsichtlich Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit.
Bei EFH haben sich bei meinen Planungen besonders Wärmepumpen zunehmend als wirtschaftlich bewiesen. Bei tatsächlichen Energiebedarfen > ~ 18...20 MWh/a Solewärmepumpen, darunter vollmodulierende Splitt-LWP. Damit lassen sich 70..80% kostenlose Umweltenergie nutzen, fachgerechte Anlagendimensionierung vorausgesetzt.
WP lassen sich gut mit Photovoltaikanlagen kombinieren (hoher Eigenverbrauch).

 

Spagatomat

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gesbb schrieb:
... Bei EFH haben sich bei meinen Planungen besonders Wärmepumpen zunehmend als wirtschaftlich bewiesen. ...
Wie kann ich diesen Satz deuten?
 
Wolfhaus

Wolfhaus

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Spagatomat schrieb:
Wie kann ich diesen Satz deuten?
Wenn "alternativ" dann Solewärmepumpe. (da gehe ich mit) Oder nur Brennwertgerät = optimal Kosten Nutzen. Nun kannst du dir wünschen was du willst und auch machen was du willst, du wirst dann selber zu der Erkenntnis kommen.

Zusätzlich bleibt bei holzartigen Brennstoffen das Problem vom Feinstaub. Die hierfür kommenden Vorschriften werden den Einsatz weiter erheblich erschweren.
Gültig;
Für Festbrennstoffkessel nach BImSchV 2. Stufe, die dauerhaft in Betrieb bleiben sollen, darf der Wert für Staub nicht über 0,02 g/m3 und für Kohlenstoffmonoxid nicht über 0,4 g/m3 liegen.
 

Frank315

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Hallo,

ich kann zu dem Thema aus der Praxis einiges sagen:

bei mir:
Feststoffkessel 17kW
Solarthermie
Gas als Backup
Neubau sehr gut isoliert

1. Platzbedarf
Du brauchst für dein Vorhaben ca. 1500-2000l Speicher, wenn es halbwegs komfortabel sein soll.
Für den Heizungsraum und die gesamte Anlagentechnik würde ich ca. 15m² einplanen

2. Solarthermie
Damit das von April bis Oktober ohne Zuheizen läuft, rechne mal mit ca. 60 Röhren.
16° Dachneigung ist dabei aber zu wenig. Du musst die Röhren so aufstellen, dass
die Sonne ca. Mitte Oktober im 90°-Winkel auftrifft. Ansonsten hast du im Sommer massive Probleme
mit Stagnation. Nur mal so: 60 Röhren machen an einem Sommertag 50kWh (Reinertrag, Verluste schon ab),
wenn die Sonne im 90° Winkel auftrifft.

3. Holzkessel
für ein EFH reicht die kleinste Leistungsklasse - Holzvergaser ca 17kW oder wasserführender Kamin ca. 4-6kW.
Von der Kaminvariante würde ich abraten, weil man ggf. mehrmals am Tag heizen muss, damit die Gastherme aus bleibt.
17kW Holzkessel würde z.b. bei ca. 5°C Aussentemperatur ca. alle 2 Tage für ca. 4h brennen müssen, um Warmwasser
und Heizung sicherzustellen - wenn man ca. 1500-2000l Puffer hat und einen gut isolierten Neubau.
Brennstoffkosten sind bei uns in der Region leicht unter Gas.

4. Wartung
Feststoffkessel müssen alle 2 Jahre gemessen werden. Kaminreinigung 2x pro Jahr Minimum.
Messung ca. 150€, Kehren ca. 70€. Gastherme muss auch alle 2 Jahre gemessen werden - Kosten weiß ich gerade nicht.
Solaranlage - zu den Kosten kann ich nichts sagen, Wartung mache ich selbst.

5. Wiederverkaufswert
Eine komplizierte Anlage, wie sie dir vorschwebt, ist nicht jedermanns Sache und kann den Wiederverkauf erschweren,
vor allem, wenn in Jahrzehnten einige Anlagenteile ausser Betrieb sind, aber noch Platz verbrauchen.

6. Alltag
Feststoff: Wenn du mit Holz heizt, muss du jeden Tag/mind jeden zweiten Tag kümmern, mind. 1x pro Woche Kessel reinigen
Holzvorrat sollte ca. 6m² direkt am Haus nahe beim Kessel trocken lagern. Wenn Holzzufuhr nicht optimal zugänglich
ist, nervt das einfach nur, wenn man jeden Tag heizen muss.
Wenn du nachheizt, wird die Frage sein: Wann sollte ich nachheizen und wieviel?
Man sollte daher irgendwo im Wohnbereich ein DIsplay mit den aktuellen Speichertemperaturen und einem Wetterbericht haben.
Solaranlage: Ist in der Urlaubszeit - besonders Sommerurlaub - spannend, da keine Wärmeabnahme. Stagnation
sollte auch in diesem Fall dringlichst verhindert werden.
Von April bis Oktober ist es allerdings ganz schön, wenn die Solarthermie alles abdeckt und man weder Gas noch Holz verbraucht.
Gastherme: Wenn lange nicht in Benutzung, weil mit Holz geheizt wird, könnte sich die Pumpe oder ein Ventil zusetzen.

7. Fazit
Deine Idee ist für mich durchaus nachvollziehbar, aber in der Praxis gibt es eben ein paar Aspekte, wo man entscheiden muss,
ob man das so wirklich möchte. Und bei Holz bleibt festzuhalten, dass es unter dem Strich eine Liebhaberei ist. Geld spart
man damit nicht. Die CO2 Einsparung ist allerdings bei Holz genial!
Solarthermie ist aus meiner SIcht nicht ganz unproblematisch im Betrieb, wenn die Anlage so
groß sein soll, dass sie auch Nutzen bringt. Photovoltaik hat an dieser Stelle aus meiner Sicht klare Vorteile.

Ich an deiner Stelle würde folgende Variante vielleicht auch in Betracht ziehen:
* Kombispeicher 1000l für Heizung und Brauchwasser
* Speicher konventionell über Gastherme aufladen
* Eine 3kW Heizpatrone (Strom) in den Speicher
* Photovoltaik aufs Dach (4kWp)
* Heizpatrone per Photovoltaik betreiben
* Das sollte von April bis Oktober autark laufen
* Dabei wird auch noch Strom fürs Haus übrigbleiben
 
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