Alle Erdgasheizer, einschließlich du selbst, haben von preiswertem russischen Gas partizipiert.
Ja und? Selbst wenn wir Privatabnehmer davon nicht profitiert hätten, hätte sich Deutschland aus Rußland versorgt. Denn nicht ich als Gasverbraucher entscheide, von welchem Lieferanten Deutschland sein Gas einkauft. Nord Stream II, das zeigen schon die maßgeblich Beteiligten, war eine politische Entscheidung. Beteiligt waren Leute wie Schröder, Sellering, Schwesig, Altmaier, Merkel, allesamt Politiker, aber kein Gasverbraucher der zu Hause eine Gasheizung betreibt. Und all diese Leute, darunter kein einziger Grüner, wußten spätestens nach der Krimannexion 2014, was von Putin zu erwarten ist. Putin hat schon seit Jahren Energielieferungen als Druckmittel bzw. Waffe genutzt, aber diese ganzen Ignoranten wollten das einfach nicht wahr haben.
Keine energiepolitische Entscheidung wurde anschließend überdacht, keine anderen Lieferanten gesucht. Zugleich wußten unsere Geheimdienste von Putins schon zu seiner KGB-Zeit verfaßten Konzeption, den Westen zuerst von den billigen russischen Energielieferungen abhängig zu machen um später dann eben diese Abhängigkeit nutzen zu können, Europa zu erpressen.
Bei einer solchen Ausgangslage dann einfach weiterzumachen wie bisher, ist skandalös. Aber es ist typisch für das berüchtigte Aussitzen unter Merkel. Habeck wird jetzt viel gescholten, aber er hat in den wenigen Monaten seiner Amtszeit da schon mehr unternommen alternative Bezugsquellen zu organisieren, als unter Merkel in vier Legislaturperioden unternommen wurde. Deshalb kann es überhaupt keinen Zweifel daran geben, wer die entscheidenden Versäumnisse zu verantworten hat, es ist die Regierung Merkel. Sie wußte, daß sie es bei Putin mit einem Lumpen und Verbrecher zu tun hat, aber sie hat die Abhängigkeiten nicht beendet, sondern sogar erhöht.
Die Politik unter Merkel hat sich in vieler Hinsicht als Katastrophe erwiesen. Die Bundeswehr wurde kaputtgespart, die Wehrpflicht ausgesetzt, Abhängigkeiten bei Energie und Wertschöpfung (Globalisierung/Lieferketten!) geschaffen, die guten Beziehungen zu vielen Staaten nachhaltig beschädigt und vieles mehr.
Entweder sorgt man dafür, daß man von Rußland nicht abhängig ist, oder man übt sich in Demut und hält die Fresse. Das hat Merkel nie begriffen, sie hat sich einerseits abhängig gemacht und andererseits Putin angepißt. Was auch immer er gemacht hat, Frau Oberlehrerin hat ihn abgebürstet und kritisiert. Kein Wunder also, daß er irgendwann die Nase voll hatte und sein Ding durchzog, denn kritisiert wurde er sowieso. Unter diesen Umständen konnte Putin tatsächlich Deutschland nicht mehr als seinen Fürsprecher in der EU verstehen, Deutschland hat damit seine Brückenfunktion und Vermittlerrolle aufgekündigt. Warum also sollte Putin noch Rücksicht auf Berlins Befindlichkeiten nehmen? Das ist der entscheidende Punkt, hier verlor Deutschland den Einfluß auf die russische Politik, den es so lange, selbst im Kalten Krieg, hatte. Ich halte das für einen schweren Fehler. Aber wenn man diesen schon macht, darf man nicht abhängig bleiben von Rußland. Das hat die Ampel erkannt, Merkel jedoch nicht. Sie hat noch immer ihre roten Pioniernachmittage im Hinterkopf, und daß die Russen unsere Freunde seien. Sind sie aber nicht, jedenfalls nicht die dort derzeit Herrschenden.