So, ich hatte gerade Zeit um das BRIGON 550 mal auszuprobieren! Anbei auch ein paar Fotos von dem guten Stück.
POSITIV AUFGEFALLEN:
1) Menü mehrsprachig und im Gegensatz zum Kane258 ist Deutsch mit dabei (DEUTSCH/ENGLISH/POLSKIE/FRANCAIS/DUTCH)
2) der Sondenkonus ist dank einer Rändelschraube feststellbar
3) relativ günstig in Anschaffung und Unterhalt (sowohl CO-Sensor als auch CO2-Sensor soll 5 Jahre Lebensdauer haben)
4) handelsübliche NiMH Mignon-Akkus (3 Stück "nx-ready AA R6 1.2V 2000mAh") als Stromquelle
NEGATIV AUFGEFALLEN:
1) die 2 Magnete der Gummischutzhülle sind zu dicht beieinander angeordnet, auf dünneren ferromagnetischen Blechen (z.B. Heizkesselverkleidung) verrutscht das Messgerät
2) der CO2-Wert wird nur bei kleinen Messwerten mit 2 Nachkommastellen angezeigt, bei praxisüblichen Konzentrationen hat man "nur" 1 Nachkommastelle; zur Abmilderung kann man mit einem Taschenrechner und der Siegert'schen Formel bewaffnet über den ebenfalls auf dem Display angezeigten O2-Wert (auch nur 1 Nachkommastelle) herausbekommen, ob der angezeigte CO2-Wert auf- oder abgerundet wurde
3) Verbrennungslufttemperatur T2 wird nicht angezeigt (---- c), man braucht hier einen Temperatursensor aus dem Zubehörprogramm (beim testo 330 gibt es so einen kleinen Anstecksensor, damit hier eine Messung stattfindet; unklar, ob es sowas auch beim britischen Hersteller Kane gibt); als Workaround kann man sich den Kaltwert von T1 (Fühler in der Abgas-Sonde) notieren oder den Drehschalter des Messgerätes kurz auf STATUS umschalten und dort "Ta" ablesen
4) das Hochfahren nach dem Einschalten dauert lange 60 Sekunden (Spülen), das Herunterfahren braucht 30 Sekunden (ebenfalls spülen)
5) die Anschlüsse (Abgas; Temperatur) wirken billig (Berufsschulniveau) und fragil
6) keine Luftdruckmessungen (z.B. Kaminzug) möglich; hierfür waren mir die 201,- EUR Differenz zzgl. MwSt = 239,19 EUR zum BRIGON 650 dann aber doch zuviel; offenbar gibt es aber einen Umgebungsluftdrucksensor im Grundgerät, denn unter STATUS wird "ATM 997 m" angezeigt (vermutlich 997 mbar, wobei meine hochgenaue Casio Armbanduhr aber 1003 mbar anzeigt - naja)
7) keine Wireless-Anbindung (nur fummelige Infrarotschnittstelle)
8) der Batteriefachdeckel hat eine fragil wirkende Verschlussklammer, wenn nach > 10 Jahren Gerätealter aus dem Kunststoff der Weichmacher raus ist bricht die Scheiße ab und der arme McGyver muss dann wieder zum Klebeband greifen
Die Messungen mit und ohne Brennerhaube an unserer "kleinen DLR-Rakete" deckten sich im Großen und Ganzen mit denen des Leihgerätes 36 der Kleinschmidt GmbH vom 19.10.2022. Also der (hier jetzt errechnete) O2-Gehalt im Abgasstrom war 0,1 %P (mit Haube) bzw. 0,2%P (ohne Haube) geringer. Der ermittelte Unterschied "CO2 mit/ohne Haube" betrug 0,2 Prozentpunkte, hier ist natürlich die Anzeige des CO2-Gehaltes mit nur einer Nachkommastelle etwas hinderlich. Wichtig und evtl. sogar wichtiger ist hier aber der mögliche/zulässige Messfehler. Beim Kane258 beträgt dieser ±0,3 Prozentpunkte (sowohl O2 als auch CO2), beim BRIGON wirft der Hersteller bzw. Kane Deutschland die Toleranzangaben
±0,2 %P und
±0,3%P wahllos durcheinander (von daher ist unklar, ob die CO2-Infrarotmesszelle tatsächlich etwas genauer ist als die konservativ-altmodische O2-Messzelle des Kane258). Laut Kalibrierprotokoll maß mein 550er bei 9,09% CO2 im Prüfgas nur 9,0%. Naja, für den Kaufpreis und meine 1 bis 4 Abgasanalysen pro Jahr ist es ganz ok. Ich werde keinen Wartungsvertrag abschließen und es auch nicht alle 12 Monate kalibrieren lassen. Nach 6 Jahren werde ich wohl die Sensoren erneuern lassen, irgendwo muss auch mal gut sein;-)