Wie alle gesellschaftlichen oder eher "politischen" Themen polarisiert das Thema - wie zu erwarten war - sehr stark.
Wie schön, dass die Veranstaltung in der wir leben, marktwirtschaftlich und freiheitlich ist und das jeder selbst entscheiden kann, mit wem er zusammenarbeitet - und das fängt zum Glück auch schon beim Schülerpraktikum an.
Und Dr. Schorni macht da genau das richtige! Auswählen und Auslesen - nach den eigenen, selbst bestimmten Grundregeln und Bedürfnissen im Bereich, wo man das bestimmen kann! Klagen über Werteverfall hilft nicht wirklich - und wird auch sehr schnell schlicht ideologisch - und auch sehr schnell "verschwörungstheoretisch".
Sicher hat jede Generation über die nachfolgende immer gejammert und deren Handlungen oder Nicht-Handlungen schlicht nicht verstanden - weil sich halt in den letzten 2-4 Jahrzehnten, seit man selbst in dem Alter war, sich vielleicht doch was verändert haben könnte! Da bin ich voll bei MaRa und seinem Zitat von Aristoteles!
Und sicher sind auch Umgangsformen wie vor Jahrzehnten heute mehr "Glückssache". Aber, dass man mit 16 das Lernen in der Beziehung abgeschlossen hat in der Beziehung glaube ich eher nicht - genau wie das Thema Umgangsformen in jeglicher Hinsicht sich verändert, je älter mal wird, desto mehr merkt man, wie sich auch hier "Werte wandeln". Die Jugend ist einfach die "der Treiber" und die meisten Alten die "Bremser" - so war es immer! Auch mit noch so strenger Erziehung! Umgangsformen wie Grüßen, mit Messer und Gabel Essen oder alleine auch das was man "Dresscode" nennt. Kleiner Erfahrungsbericht: Vor gut 20 Jahren habe ich jahrelang für ein Ingenieurbüro Versicherungskonzerne beraten, da wären Kundentermine und Präsentationen ohne Anzug und Krawatte ein absolutes No-Go gewesen, ebenso bei Präsentationen und Besprechungen bei Baukonzernen war zumindest Sakko obligatorisch, heute wäre man da bereits in der Minderheit und kann fast überall (wie im Bundestag) praktisch "mit nem Hoody auflaufen".
Ich wusste rückblickend bereits im 3. oder 4. Schuljahr, dass ich Ingenieur werden wollte(!) - Daniel Düsentrieb war mein erstes Vorbild. Und NEIN das ist keine Ironie! Denn ich war dann doch so zielstrebig, dass ich es auch kurz vor meinem 25 Geburtstag wurde.
Dass ich dann nach Abitur doch mal im Handwerk "gelandet" war und da auch nicht schlecht zurechtkam und nach 18 Monaten Lehrzeit im väterlichen Betrieb Innungsbester und Kammerbezirkssieger wurde, war dem geschuldet, dass ich als Einzelkind und immer "erhoffter Betriebsnachfolger" das Handwerk mir "zumindest mal ansehen wollte", für ein Ingenieurstudium ohnehin ein Praktikum brauchte und es vielleicht meinem Vater beweisen wollte, dass Theoretiker nicht immer ganz linke Hände haben müssen.
Aber leider dann umso härter für meinen Vater, dass ich nach einigen Jahren doch feststellte, dass Handwerksbetrieb doch nicht das war, was ich mir den Rest meines Lebens vorstellen konnte.
Ich baue seitdem Gebäudetechnische Anlagen "nur auf dem Papier". und das wirklich meist mit selbst gewähltem "deutlichem Abstand" von Baustellen, also auch keine Objektüberwachung oder Bauleitungen (dafür bin ich viel zu "nett" und nicht autoritär genug), sondern 95% Planen, Beraten, Konstruieren, Konzepte, Kostenschätzungen, Berechnungen und Präsentationen dessen (also "Verkaufen der Ingenieurleistung") beim Kunden und habe festgestellt, dass das genau das ist, was ich machen wollte und jetzt seit 28 Jahren mache.
Es hat aber auch einen "Umweg" gebraucht - und ich empfinde "und das ist auch gut so". Jeder muss finden, was passt und bei manchen geht das früher und bei manchem dauert das länger - wird dann aber oft sogar besser, als wenn man den "direkten, vorgezeichneten" Weg gegangen wäre. Man muss seine Stärken finden und das kann u.U. mal dauern. Dann klappts auch mit dem "was werden". Denn ob man dann bei dem was man macht einen Job oder Aufträge bekommt, hängt ja nie von den Zeugnissen ab, sondern davon wie man "sich verkauft", denn nur dann kann man auch seine Leistung verkaufen!
Und da sind selbst die oft bemühten aus anderen politischen Überzeugungen "empfundenen Negativbeispiele" in Wirklichkeit nur das Beispiel für alles oben Gesagte! Kevin Kühnert z.B. hat das Studium abgebrochen und im Callcenter gejobbt und ist aber in 20 Jahren bestimmt Bundesminister a.D. und nein, nicht, weil böse Mächte hinter denen Bill Gates oder sonst wer steht, das bestimmen, sondern weil er Menschen von sich überzeugen kann - weil er das gefunden hat, was er gut kann! Das galt auch für Joschka Fischer, der in der Jugend vielleicht nicht nur nicht freundlich gegrüßt hat, sondern Steine auf Leute geworfen hat und als einzige Ausbildung den Taxi-Schein hatte - und der mit dieser einzigen Ausbildung der mit Sicherheit profilierteste Außenminister nach Hans-Dietrich Genscher wurde!
Die Welt, in der der heute 16-jahrige Praktikant, der heute nicht gegrüßt hat und sich unpassend verhalten hat, in 40 Jahren vielleicht doch noch was geworden ist, ist mit Sicherheit eines: deutlich anders als die gegenwärtige!